Book Title: Ein Beitrag Zu Den Vada Traditionen Indiens
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 30
________________ Dieses Schema dürfte vielmehr durch einen Begriff bedingt worden sein, der Caraka zwar bekannt ist, aber von ihm nicht als Kategorie in seine Darstellung des vādah aufgenommen wurde, der Begriff des tarkah. Der tarkah ist ein alter Begriff, entstammt aber anderen Kreisen als die Vāda-Lehre. Wir finden diesen Begriff in Maitri-Up. VI, 18 und 20 (ebenso in Amrtabindu-Up. 16) als Glied der Yoga-Meditation aufgezählt bzw. von Kathāka-Up. II, 8f. als Mittel für die höchste Erkenntnis verworfen 61. Der Begriff des tarkah ist also in seiner ältesten Bezeugung für Kreise belegt, die dem Yoga und der metaphysischen Erkenntnis ihr Hauptaugenmerk zugewandt haben und nicht der Dialektik, wie die Vāda-Lehre. Bei Caraka selbst ist der tarkah nicht definiert. Doch wird er verwendet, um die Definition des anumānam zu geben, wodurch die Verbindung von tarkah und anumānam bereits für diese frühe Zeit ausdrücklich bezeugt wird. Wenn nämlich der tarkaḥ nicht eine Bedeutung gehabt hätte, die ihn fähig machte, als ein dem anumānam übergeordneter Begriff zu fungieren, wäre seine Verwendung zur Definition des anumānam undenkbar. Wir können daher annehmen, daß der tarkaḥ auch schon in den Kreisen, in denen er eine geläufige Kategorie war, eine analoge Bedeutung gehabt haben muß. Eine Definition des tarkah begegnet erstmalig in den Nyāyasūtren: avijñātatattve'rthe kārano pa pattitas tattvajñānārtham ūhas tarkaḥ 62. Eine ausführliche Deutung dieses Sūtram finden wir bei Pakşilasvāmin, dabei ist bemerkenswert, daß bei ihm zwischen der Deutung des tarkah und jener der fünf zusätzlichen Beweisglieder eine überraschende Ubereinstimmung besteht: avijñāyamānatve'rthe jijñāsā tāvaj jāyate ... atha jijñāsitasya vastuno vyāhatau dharmau vibhāgena vimşšati kimsvid ittham āhosvin nettham iti. vimrsyamānayor dharmayor ekam kārañopapattyä'nujānāti sambhavati asmin kāraṇam, pramānam, hetur iti, kāraṇopa pattyā syād evam etan netarad iti 68. Die Gliederung des tarkah besteht daher in jijñāsā und vimarśaḥ, welcher von Pakşilasvāmin auch 61 Auch die Temini technici: „savitarkā samāpattiḥ“ und „nirvitarkā samāpattih" der Yogasūtren (YS I, 42 und 43) zeigen, daß der Terminus „tarkah" in der Yogaschule verwendet wurde. 62 NS I, 1, 40. 63 Nbh., p. 53, 1-4: 9

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