Book Title: Ein Beitrag Zu Den Vada Traditionen Indiens
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 33
________________ in den Nyaya eindringt, und daß schließlich zu einem späteren Zeitpunkt die Lehre von den zehn Gliedern des Beweises ausdrücklich für das Samkhya bezeugt ist, dann liegt der Schluß nahe, daß jene Lehrer, die den zehngliedrigen Beweis entwickelt hatten, in Kreisen des Samkhya zu suchen sind. Im Samkhya scheint jene Entwicklung vor sich gegangen zu sein, welche über die Analyse des uhaḥ (für Vṛṣagana und Isvarakṛṣṇa bezeugt) und des tarkaḥ (für den Yoga bezeugt, der eine SamkhyaSchule ist) zum Schema der fünf zusätzlichen Glieder des Beweises geführt hatte. Auch die fehlende Verbindung zwischen tarkaḥ und vakyam läßt sich erst im Rahmen des Samkhya herstellen und verständlich machen. Denn es war gerade das Samkhya, welches bereits in dieser frühen Zeit den inneren Zusammenhang zwischen schlußfolgerndem Denken (anumānam) und Beweis (vakyam) erkannt hatte, indem Vṛṣagana den Beweis als nichts anderes denn als sprachliche Formulierung des anumānam aufgefaßt hatte 71. Es war daher allein im Samkhya die notwendige Voraussetzung gegeben, daß das Schema des tarkaḥ, welches in den Kreisen, in denen es entwickelt wurde, auch zur Definition des anumānam dienen konnte, auf den Beweis übertragen wurde, indem man die Lehre vom zehngliedrigen Beweis schuf. Wenn gesagt wurde, daß die Entwicklung, die zu den fünf zusätz lichen Gliedern des Beweises führte, im Samkhya vor sich gegangen ist, so verdient diese Feststellung, näher bestimmt zu werden. Denn wir finden im klassischen Samkhya Vṛṣaganas wohl die innere Beziehung von anumānam und vakyam erkannt, doch fehlt jene andere für die Einführung der 10 avayavāḥ so notwendige Beziehung von anumānam und tarkaḥ bzw. uhaḥ. Man muß daher mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, daß man die zehn Glieder des Beweises zur Zeit Vṛṣagana's NM II, p. 146, 18ff. Damit ist aber bezeugt, daß es tatsächlich neben der Tradition der Nyayasütren einen Entwicklungsstrom logischer Reflexion gegeben hat, welcher den tarkah nicht als eine untergeordnete Kategorie des vadaḥ betrachtet hatte, wie es die Nyayasūtren tun, sondern als einen zentralen Begriff, der zur Deutung des schlußfolgernden Denkens verwendet wurde. 71 E. Frauwallner: Erkenntnislehre des klassischen Samkhya-Systems, p. 125 und 129. 94

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