Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 5
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis findet sich daneben zur Erklärung der Verbindung von Geistseele und Innerem Sinn die Lehre, daß sich die Geistigkeit im Inneren Sinn bzw. seiner Transformation widerspiegele 15, oder auch die Auffassung, daß die Seele (scheinbar) die Form des Gegenstandes aus dem Inneren Sinn übernimmt 16. 333 c) Von besonderer Wichtigkeit ist dabei in unserem vor allem auf die Seite des Objektes konzentrierten Zusammenhang, daß nach dieser Lehre nur ein Bild, eine Repräsentation des Objektes im Inneren Sinn, nicht das Objekt an sich selbst, erkannt wird. Dies wird ausdrücklich hervorgehoben in Sankaras Kommentar zu YBh II, 17, wo es heißt:,,Alle Dinge Hörbares etc. sind Objekt der Schau (der Geistseele) nur insofern, als sie auf die Lichtsubstanz des Inneren Sinnes übergegangen sind (buddhisattvam upārūḍhāḥ), (d. h.) in der Form von Vorstellungen des Inneren Sinnes (buddhipratyayākārāḥ), nicht an sich selbst (na svataḥ)" (YV 172, 26). Oder YV 190, 25f.: ,,Nur der Innere Sinn (buddhiḥ), der die Form des äußeren Gegenstandes angenommen hat (bāhyārthākārā) ist Objekt der Geistseele (puruṣaḥ), nicht der (äußere) Gegenstand unmittelbar an sich selbst (närthaḥ kevalaḥ svarupena)" 17 - Diese Auffassung, daß nicht der reale Gegenstand selbst, sondern nur seine Repräsentation im Inneren Sinn erkannt werde, darf übrigens anscheinend nicht vorbehaltlos auch für das gesamte Samkhya vorausgesetzt werden. Nach dem in FRAUWALLNER, Erkenntnislehre, p. 21 ff. veröffentlichten Material hat man eher den Eindruck, daß zum mindesten dem ältesten dort zitierten Kommentar zu Vrsaganas Şaşṭitantram, der einen direkten Kontakt des Inneren Sinnes (manah; von weiteren Inneren Sinnen ist keine Rede 18) mit dem äußeren Gegenstand lehrt und bei dem von einer Abbildung des Gegenstandes in der Psyche keine Rede ist (vgl. Anm. 10), eine direkte Erkenntnis des äußeren Objektes vorschwebte. Im späteren Samkhya hingegen scheint wie im Yoga allgemein die Auffassung vorzuherrschen, daß nur eine Repräsentation des Gegenstandes erkannt wird. So heißt es z. B. in einem in der Vyomavati (p. 521, 19f.) zitierten ... 15 Vgl. etwa den c, 3. Absatz, wiedergegebenen Samkhya-Vers aus der Vyomavati (... buddhav asya [= purusasya]... pratibimbodayah). 16 Z. B. YD 104, 20f.: karanasambandhat puruṣaḥ visayasarupatām pratipadyate (die Stelle ist allerdings Teil eines Einwandes); YD 95, 26f.: Wie der Innere Sinn (die Form des Gegenstandes annimmt), so erscheint auch die Geistseele gleichsam in der Form des Gegenstandes" (arthakara iväbhāti yatha buddhis tatha puman); vgl. auch das zweite der unter c, 3 Absatz, zitierten Fragmente. Vgl. zu dieser Problematik auch GPh I, 396f. 17 Dem scheint YV 348, 6ff. zu widersprechen, wo es heißt, daß die cittavṛttiḥ (neben dem Objekt) wahrgenommen werde, da man sich ihrer (als der Erkenntnis) neben dem Objekt erinnere (YV 348, 9f.). Man kann diesem Widerspruch aber entgehen, wenn man die citta-vrttih hier nicht im Sinne des Abbildes des Gegenstandes, sondern im Sinne der zu dieser Abbildung führenden Aktivität des Inneren Sinnes interpretiert. 18 Vgl. auch YD 122, 13ff., wo der mit dem Objekt selbst in Kontakt tretende Innere Sinn nicht manaḥ, sondern buddhiḥ heißt.

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