Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 12
________________ 340 LAMBERT SCHMITHAUSEN stand verbunden sind (lies: upādhānasamyogāviseșe), nur der Kristall auf Grund einer (besonderen) Fähigkeit als gleichfarbig (sarūpam) mit dem daneben liegenden Gegenstand erscheint (pratyavabhāsate), nicht aber der Raumäther, genau so wird, obwohl Innerer Sinn (buddhiḥ) und Topf in gleicher Weise mit der Geistseele (puruṣaḥ) verbunden sind, auf Grund einer (besonderen) Fähigkeit nur der Innere Sinn so aufgefaßt, als ob er die Natur der Geistigkeit angenommen hätte (cetanārūpāpannevopalabhyate), nicht aber der Topf“ (YD 104, 16-19). b) Eine Übereinstimmung der vorliegenden Theorie mit dem SāmkhyaYoga ist ferner die Verwendung des Begriffes der „Verfärbung“ (uparāgaḥ). Aber im Yoga war nur von einer Verfärbung des Inneren Sinnes - vor allem durch die Objekte, aber auch durch die Geistseele – die Rede gewesen. Hier hingegen wird von einer Verfärbung der Geistseele gesprochen. Das mag, mit NM 24, 7 (buddhivýttir eva puruşam uparañjayanti), auch für den sāmkhyistischen Sprachgebrauch angehen, solange es sich um ein Verfärbtwerden der Geistseele durch den Inneren Sinn (bzw. seine Transformation) handelt; denn auch im Sāmkhya findet sich ja, neben der Lehre, bestimmtes Bewußtsein entstehe durch scheinbares Übergehen der Geistseele auf den Inneren Sinn, auch die Auffassung, daß es durch ein (scheinbares) Übergehen der im Inneren Sinn enthaltenen Repräsentation des Objektes auf die Geistseele entstehe (vgl. oben, I 3 b, 2. Absatz). Hingegen ist mir keine Stelle bekannt, an der im Sāmkhya oder Yoga von einer Verfärbung der Geistseele durch das äußere Objekt die Rede ist, und im Yoga und späteren Sāmkhya wäre sie allenfalls im Sinne einer indirekten Verfärbung möglich. Im vorliegenden Text hingegen scheint sie eine direkte Verfärbung auszudrücken; denn man hat den Eindruck, daß hier eine unmittelbare Erkenntnis des äußeren Gegenstandes selbst intendiert ist. Der einzige positive Beleg steht allerdings im Pūrvapakşaḥ: Viv 308, 11f. setzt der Gegner voraus, daß die Geistseele nur solche Objekte beleuchte, die mit einer Transformation (pariņāmaḥ) des Inneren Sinnes verbunden (samspsta-) sind. Der Ausdruck sams?sta- kann nun nach dem Sprachgebrauch unseres Textes gleich samyukta- (,,verbunden, in Kontakt mit“) (vgl. Viv 308, 10 mit 311, 1) oder auch gleich samārūdha- („übergegangen auf, verschmolzen mit“) (vgl. Viv 311, 5 mit 312, 5) sein. Der Gegenstand kann aber doch wohl kaum auf die Transformation des Inneren Sinnes, sondern nur in Gestalt einer (seine Form tragenden) Transformation auf den Inneren Sinn selbst übergehen. Also besagt die Stelle, daß der mit der Transformation des Inneren Sinnes in Kontakt stehende äußere Gegenstand selbst erkannt werde. Es scheint also, daß zum mindesten Prakāśātman selbst die Theorie im Sinne einer direkten Erkenntnis des äußeren Gegenstandes selbst, und nicht bloß einer Repräsentation im Inneren Sinn, verstanden hat. Dem entspricht auch, daß nirgendwo davon die Rede ist, daß das Objekt, um erkannt zu werden, auf den Inneren Sinn übergegangen ([sam jārūdhaḥ)

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