Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 18
________________ 346 LAMBERT SCHMITHAUSEN akzeptiert jedoch offenbar die einem Opponenten in den Mund gelegte Behauptung, der Jivah werde nicht als allverbreitet bewußt und sei daher in dieser Form (auch im Rahmen der 1. Theorie) als vom Nichtwissen verhüllt anzusetzen (VivBh 316, 25ff.). Für Nțsimhāśrama fungiert daher der Jivaḥ nicht nur als aktives Erkenntnissubjekt (pramātā), sondern (in offensichtlichem Gegensatz zur Intention der Grundquelle) auch als bloßes Prinzip klaren Bewußtseins, als ohne eigene Tätigkeit das ihm Dargebotene beleuchtender „Zuschauer" (sākşi) ausschließlich in seiner durch den Inneren Sinn begrenzten Form (VivBh 313, 4f. u. 21f.; TVDi 500, 8 u. 501, 8-10; SLS 150, 1 u. 3-5): „Zuschauer" (sākşi), ist er, insofern die Bestimmung durch den Inneren Sinn nur eine (illusorische und daher) äußerliche ist (antahkarano pahitah: VivBh 313, 23; TVDi 501, 8-10), d. h. insofern die begrenzende Bestimmung (als illusorische) nicht in das durch sie konstituierte Produkt (illusorischerweise) miteingeht (kāryānanvayi, vgl. VeP 30, 3) und ihre Natur und ihre Eigenschaften nicht auf die Jiva-Geistigkeit übertragen werden; tätiges Erkenntnissubjekt (pramātā) hingegen ist er, insofern die Bestimmung durch den Inneren Sinn (durch eine sekundäre illusorische Identifikation, gewissermaßen durch eine sekundäre Spiegelung (vgl. Viv 294, 7-9]) zu einer wesentlichen wird (antahkarana-visistaḥ VivBh 313, 22f.; TVDi 501, 10), d. h. insofern die einschränkende Bestimmung in das durch sie konstituierte Produkt miteingeht (kāryānvayi, TVDi 501, 10f.) und ihre Natur und ihre Eigenschaften (z. B. das Tätigsein) auf die Jiva-Geistigkeit übertragen werden. Wäre der Jivaḥ als allverbreiteter „Zuschauer" (= Bewußtseinsprinzip), so müßte dieses Bewußtsein allen Lebewesen in gleicher Weise zuteil werden (TV Di 501, 2f.; vgl. auch VivBh 313,5ff.; SLS 150, 4f.); denn der Jivah in seiner nur durch das Nichtwissen (das ja eines ist) bestimmten, allverbreiteten Form ist, so muß man mit VeP 139, 5 voraussetzen, nur einer und steht noch jenseits der Individuation in viele Einzelseelen. Als Zuschauer, als Prinzip unverhüllten Bewußtseins, ist der Jivah somit durch den Inneren Sinn begrenzt. Damit liegt aber bezüglich des Subjektes faktisch dieselbe Situation vor wie bei der 2. Theorie, und es ergibt sich wie dort (vgl. Interpr. d. 2. Th., lb) die Unmöglichkeit einer unmittelbaren Erkenntnis des äußeren Gegenstandes durch die Jiva-Geistigkeit allein und damit die Notwendigkeit, die Erkenntnis des äußeren Objektes nach der Weise der 2. Theorie als Partizipation an dem auf dieses gerichteten Erkennen des Brahma zu erklären, was ja, wie gezeigt wurde, bei Nșsimhāśrama tatsächlich geschieht. e) In Madhusudana's Advaitasiddhiḥ findet sich eine Kombination der unter b erwähnten Auffassung, die Verfärbung der Jiva-Geistigkeit durch den Inneren Sinn bzw. seine Transformation sei als Spiegelung der Jiva-Geistigkeit darin zu verstehen, mit der soeben beschriebenen Auffassung, daß das Objekt selbst nur auf Grund des ,,Verbundenseins durch Übertragung" (ādhyāsikasambandhaḥ) erkannt werden könne: Bei einer mittelbaren Erkenntnis wird

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