Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 30
________________ 358 LAMBERT SCHMITHAUSEN Richtung zu denken. Der Anlaß hierfür mag Vedāntakalpataruḥ (Ausgabe: s. Bhā) 552, 17ff. gewesen sein, wo sich in der Tat wichtige Elemente unserer Theorie finden (vgl. insbes. Z. 21f.: sarvavyāpi sann api svarūpānubhavo 'vidyāvrtatvān na bhāsate; sa tu, nirmale iva mukuratale mukham, bhāsvarasvabhāvavišeşavad-antahkarane vyajyate ...). Eine ganz andere Behandlung erfährt die 3. Theorie durch Nrsimhāśrama, der – zum mindesten im Rahmen der Problematik dieses Aufsatzes – im Gegensatz zu Madhusūdana einen konsequent durchgehaltenen eigenen Standpunkt vertritt: Für ihn handelt es sich gar nicht um eine 3. Theorie, sondern nur um die Angabe eines weiteren Zweckes, den das Heraustreten der Transformation des Inneren Sinnes bei den beiden vorhergehenden Theorien (deren erste, entsprechend gedeutet, Nțsimhāšramas eigene Auffassung darstellt) hat (VivBh 317, 24f.; vgl. Interpr. d. 1. Th., 3 h). Vom philosophiegeschichtlichen Standpunkt aus muß diese Ansicht natürlich. zugunsten der von Akhandānanda (TDi 264, 16) ausgesprochenen, daß es sich um eine von der 1. (u. 2.) verschiedene Theorie handle, abgelehnt werden. c) Im übrigen hat sich die Tradition hauptsächlich mit der Deutung der Verhüllung (āvaraṇam) und ihrer Überwältigung (abhibhavaḥ) beschäftigt. Ich muß mich hier auf einen knappen Überblick beschränken: . Die nähere Bestimmung der „Uberwältigung der Verhüllung" hängt vor allem davon ab, ob man das verhüllende Nichtwissen als eine schlechthinige Einheit oder als irgendwie zu einer Vielheit differenziert auffaßt. Im ersteren Falle kann die Überwältigung der Verhüllung natürlich nicht die totale Vernichtung des Nichtwissens sein, da sonst die Objekterkenntnis die Erlösung bringen müßte. Sie ist also nur Vernichtung eines Teiles des Nichtwissens (ekadesanāśaḥ) oder - besser – seine (vorübergehende) Vertreibung an der Stelle des Objektes, wie wenn eine Matte aufgerollt wird (und, wenn man sie losläßt, d. h. wenn der Erkenntnisakt aufhört, wieder zurückrollt), oder wie wenn ein Soldat in die Flucht geschlagen wird (aber zurückkehrt, wenn die Gefahr vorüber ist) (SLS 157, 13-15; ASi 487, 11). Oder aber – und dies scheint dem ursprünglichen Sinn am nächsten zu kommen – die Überwältigung der Verhüllung besagt, daß das Nichtwissen zwar an der betreffenden Stelle vorhanden bleibt, aber seine (Verhüllungs)kraft überwältigt (ASi 487, 10), ihm vorübergehend das Wesen, die dem Objekt zugrundeliegende Geistigkeit nicht zu verhüllen, verliehen wird (SLS 158, 9f.). Die andere Möglichkeit war, wie gesagt, von der strengen Einheit des Nichtwissens abzugehen und eine Vielzahl besonderer Zustände oder Aspekte (avasthā-višeşāḥ, SLS 159, 9ff. u. ASi 487, 10 u. 12) oder sekundärer Nicht 539, 9), denen der eigentliche Jivaḥ (mukhya-jivah) gewissermaßen als ihre Summe übergeordnet ist (vgl. ASi 539, 8f. u. 540, 5f.). Auf das Erkennen der einzelnen Schein-Jivas geht Madhusudana anscheinend nicht näher ein, doch dürfte es etwa als ein vorübergehendes Mitschaffen charakterisiert werden.

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