Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 22
________________ 350 LAMBERT SCHMITHAUSEN (nach Pañc 111, 3), im Gegensatz etwa zu Prakāśātman, lediglich ein Vergleich ausgesprochen zu sein scheint: Der Jivaḥ kann mit einem Spiegelbild verglichen werden, aber genau so gut auch mit anderen Erscheinungen, etwa dem Topfraum (Pañc 113, 3), der später zur Standardillustration der sog. ,,Begrenzungstheorie" (avacchedavādaḥ) wird. Daraus erklärt sich vielleicht, daß in der 2. Theorie des Vivaranam neben der Feststellung, der Jivaḥ stelle ein Spiegelbild dar, die Behauptung stehen kann, er sei durch den Inneren Sinn begrenzt (avacchinnaḥ). Spätere Kommentatoren konstruieren hieraus, im Sinne des späteren Gegensatzes von Spiegelbild-" und „,Begrenzungstheorie", eine Anspielung auf zwei verschiedene Theorien der Konstitution des Jivah durch den Inneren Sinn (TDi 261, 21f.; VivBh 309, 21f.). b) Auch die von Padmapada entwickelte Theorie der Objekterkenntnis (Paño 114, 5ff. 44) stimmt, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, so doch im wesentlichen mit Prakāśātmans 2. Theorie überein: Padmapada spricht von einer be sonderen Tätigkeit (vyāpāraḥ) des objektiven Momentes des Ich (ahankartur idam-amśaḥ, d. h. des Inneren Sinnes, vgl. Pañc 115, 4), die in letzterem einen besonderen Zustand (avastha-viseṣaḥ), der auf das Objekt ausgerichtet ist (karmakārakābhimukhaḥ) und als Verbindung mit dem Objekt angesprochen werden kann, hervorruft. Hierdurch wird bewirkt, daß das Objekt - das mit seiner Tätigkeit (als Objektursache) am Zustandekommen der Haupttätigkeit (pradhana-kriyā, sc. des Erkennens) beteiligt war sein (an sich immer schon gegebenes) Bewußt-sein (aparokṣata); das ihm als Scheinentfaltung der (ihm unterliegenden) Geistigkeit (caitanyavivartaḥ) zukommt, und das (angesichts der ursprünglichen Einheit aller Geistigkeit) mit dem als Subjekt fungierenden Bewußtsein (aparokṣatā wesenhaft gleichförmig oder eins (ekarupā) ist, manifestiert (abhivyanakti). Padmapāda weist somit ausdrücklich darauf hin, daß das Erkanntsein des Objektes durch die durch es begrenzte Geistigkeit darauf beruht, daß es deren Scheinentfaltung (vivartaḥ) ist, daß es auf diese Geistigkeit übertragen, ihr auffingiert ist, also bedingt ist durch das, was später,,Verbundensein durch Übertragung" (adhyasikasambandhaḥ) genannt wird. Zu Anfang der 2. Theorie des Vivaranam hatte es demgegenüber geheißen, das Brahma erkenne alle Objekte, weil es allverbreitet ist (also offenbar auf Grund seiner bloßen Raumgleichheit). Angesichts der soeben hervorgehobenen Aussage der Pañcapādikā muß jedoch damit gerechnet werden, daß auch für die 2. Theorie des Vivaranam als eigentlicher Grund für die Erkenntnis der Objekte durch das Brahma das „Verbundensein durch Übertragung" vorauszusetzen ist, daß, wie im Falle des Jivaḥ, die bloße Raumgleichheit zur Erkenntnis der Objekte nicht ausreicht, sondern durch eine wesentlichere Beziehung unterstützt werden muß; zumal auch für diese Theorie, eben weil sie eine advait ische 44 Vgl. HACKER, Schüler Sankaras, p. 145f.

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