Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 25
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis 353 der zum Objekt hinausgehenden Transformation des Inneren Sinnes wird nun diese Aufspaltung überwunden und die den beiden Begrenzungen (Innerer Sinn und Objekt) unterliegenden ,,Geistigkeiten“ vereinigen sich (ekābhāvah), wie das Wasser eines Teiches, wenn es vermittels eines Kanales auf ein Feld hinaustritt, sich mit dem dort bereits befindlichen Wasser vereinigt (SLS 152, 7f.; VeP 13, 1 ff.). b) An dieser Überspielung der Differenz von spiegelbildlicher und urbildlicher Geistigkeit – es wird ja praktisch von der Basis der „Begrenzungstheorie“ (avacchedavādaḥ) ausgegangen - übt die 2. Deutung des SLS (153, 8ff.) scharfe Kritik (vgl. hierzu auch VivBh 314, 4-7 u. TVDi 264, 12-265, 6): 1. Solange die das Spiegelbild konstituierende Entität (die dem Spiegel vergleichbar ist) existiert, ist ein Einswerden mit dem Urbild unmöglich (SLS 153, 9f.; VivBh 314, 5f. (vgl. auch 315, 22-26!]; TVDi 265, 5f.). 2. Wenn durch den Kontakt mit der Transformation des Inneren Sinnes die dem Objekt unterliegende Brahma-Geistigkeit mit der Jiva-Geistigkeit eins würde, dann würde der Jivaḥ gleichzeitig auch Brahma werden (vgl. VivBh 314, 6). 3. Andererseits würde, durch diese Einverleibung der vom Objekt begrenzten Brahma-Geistigkeit in den Jivaḥ, das Brahma selbst nicht mehr mit dem Objekt verbunden sein, es somit nicht mehr erkennen und damit seine Allwissenheit verlieren (SLS 154, 2-4; VivBh 314, 7). Eine wirkliche Vereinigung des Jivaḥ mit der dem Objekt unterliegenden Brahma-Geistigkeit ist daher unmöglich. Der Jivaḥ vereinigt sich vielmehr nur mit einem Spiegelbild der Brahma-Geistigkeit: Die vom Objekt begrenzte BrahmaGeistigkeit spiegelt sich im vordersten Teil der Transformation des Inneren Sinnes (d. h. der Stelle, wo sie mit dem Objekt verbunden ist) wider, u. zw. als vom Objekt begrenzte und somit dieses beleuchtende (SLS 154, 4f.). Damit ist, bei aller Adäquatheit der spiegelbildlichen Repräsentation des ursprünglichen Bewußtseins des Objektes, eine unmittelbare Erkenntnis des Objektes selbst, bzw. eine direkte Partizipation des Jivaḥ an dieser, aufgegeben. Hiermit aber ist, wenn auch in veränderter Gestalt - da nicht nur das Objekt, sonderpt auch die es ursprünglich beleuchtende Brahma-Geistigkeit im Inneren Sinn repräsentiert wird und somit das Erkenntnisprinzip des „Verbundenseins durch Übertragung“ (ādhyāsika-sambandhaḥ) gewahrt bleibt (vgl. SLS 155, 3 ff.) –, eine Wiederannäherung an die Lehre des Yoga und späteren Sāmkhya gegeben. Die soeben skizzierte Lehre wird offenbar von Citsukha, zum mindesten in seinem Kommentar zum Vivaranam, vertreten. VivT 309, 17f. heißt es: „Obwohl der Jivaḥ begrenzt ist, kann er das Objekt erkennen (wörtl.: beleuchten), indem er eins wird mit der (dem) Objekt (unterliegenden) Geistigkeit, insofern sie sich in der Transformation des Inneren Sinnes, der die illusorische Begrenzung des (Jivaḥ) ist, spiegelt“ (paricchinnatve 'pi jīvasya 23 Festschrift - Frauwallner

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