Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 27
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis 355 der 2. Theorie eingegangen. Sie finden sich nur im Uttara pakşaḥ und enthalten offenbar eine spätere Weiterbildung der Grundlehre: Die unerwünschte Konsequenz, daß, wenn für den Jivah bewußt ist, was mit dem ihn konstituierenden Inneren Sinn verbunden ist, auch das allgegenwärtige Brahma dem Jivaḥ bewußt sein müßte, wird hier durch die Spezifizierung, daß grundsätzlich auch eine entsprechende Transformation des Inneren Sinnes erforderlich ist, vermieden. Dies entspricht der für den Yoga belegbaren Auffassung, daß die Geistseele sich nicht im Inneren Sinn als solchem, sondern nur in den Tätigkeiten (vrttayaḥ) des Inneren Sinnes widerspiegele (vgl. YV 347, 22f.: „... Der Innere Sinn ist nur in Gestalt seiner Tätigkeiten (vrttirūpena) Objekt (der Geistseele); denn wenn der Innere Sinn seine Tätigkeiten eingestellt hat, ist er nicht Objekt (der Geistseele)."]. b) Eine konsequente Fortsetzung dieser Auffassung bietet die Vedāntaparibhāṣā, die ausdrücklich bemerkt, daß auch der Innere Sinn selbst und seine Eigenschaften (Lust, Leid etc.) nur erkannt werden, wenn eine ihre Form tragende Transformation des Inneren Sinnes vorliegt (VeP 24, 4ff.). Für den Inneren Sinn geschieht dies durch eine Transformation, die die Form „ich" hat (ahamākārā 'ntahkaranavyttiḥ, VeP 25, 2; vgl. Viv 259, 8: ahamvrtty-avacchinnam evāntahkaranam caitanyasya visayabhāvam āpadyate): eine Transformation, welche sich (nach VivBh 259, 20f.) sowohl auf den Inneren Sinn als auch auf die dadurch bestimmte Geistigkeit also den Jivaḥ selbst) beziehen kann 48. c) Die übliche Auffassung des Advaita ist aber demgegenüber, daß der Innere Sinn und seine Eigenschaften ohne Vermittlung einer entsprechenden Transformation des Inneren Sinnes wahrnehmbar seien. In diesem Sinne erklärt die Laghucandrikā – im Anschluß an SBi 60, 1-3 – die Erforderlichkeit einer entsprechenden Transformation im Falle des Brahma wie bei der 1. Theorie mit seinem Verhülltsein (LC 479, 26; vgl. auch VivBh 315, 20-22, daneben aber auch ib., Z. 22 ff.). Aus dem gleichen Grunde werden auch Verdienst und Schuld nicht bewußt (LC 479, 26). Lust und Leid hingegen sind nicht verhüllt und werden deshalb ohne entsprechende Transformation unmittelbar erkannt (LC 479, 25f.). Dritte Theorie 1. Die 3. Theorie ist am wenigsten explizit. Klar scheint jedoch, daß die die Objekte beleuchtende Geistigkeit hier – wie in der 1. Theorie und im Gegensatz zur 2. Theorie – die unerlöste, die Jiva-Geistigkeit ist; denn sie wird ja, um die unerwünschte Konsequenz, daß sie allwissend sein müßte, zu vermeiden, als „verhüllt“ bestimmt. 49 Im übrigen kann das Problem der Ichvorstellung und ihrer Interpretation in der advaitischen Tradition hier nicht weiter verfolgt werden. 23

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