Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 17
________________ 345 Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis dem entsprechenden Gegenstand. Das Bewußtsein des Jivah beschränkt sich allerdings, auch nach dieser Deutung, nicht auf den Inneren Sinn, sondern greift auf das mit dessen Transformation verbundene äußere Objekt über. Die für dessen Erkanntsein ausschlaggebende Relation ist aber eine andere als beim Inneren Sinn; denn die äußeren Objekte sind dem Jivaḥ schlechthin vorausgesetzt. Nach der zweiten Deutung besteht sie darin, daß das Objekt auf Grund seiner Verbindung (samyogaḥ) mit dem Inneren Sinn, der seinerseits zur Jiva-Geistigkeit in der Relation der (fiktiven) Identität steht, mittelbar auch mit der Jiva-Geistigkeit verbunden ist (SLS 147, 8-148, 1); nach der dritten Deutung hingegen besteht sie darin, daß aus der Verbindung (samyogaḥ) des Objektes mit dem Inneren Sinn auch eine unmittelbare Verbindung (samyogaḥ) mit dessen Materialursache, der Jiva-Geistigkeit, entsteht (SLS 149, 1-3). d) Die 4. Deutung des SLS, die von Nrsimhasrama vertreten wird (vgl. vor allem VivBh 312, 9-315, 16), wendet die auf der Materialursächlichkeit (upādānatvam) beruhende Relation des „,Verbundenseins durch Übertragung" (ādhyāsika-sambandhaḥ) auch 36 auf die Erkenntnis des Objektes an (SLS 150, 6). Eine solche Beziehung zum Objekt besteht natürlich von Hause aus nicht für die Jiva-Geistigkeit, der die Welt vorausgesetzt ist, sondern nur für die weltschaffende Geistigkeit des Brahma. Die Jiva-Geistigkeit kann an dieser Relation, durch die allein (nach der Deutung Nrsimhasramas) eine Erkenntnis des Objektes möglich ist, nur partizipieren und auf diese Weise durch das Objekt verfärbt werden, wenn, vermittels einer entsprechenden Transformation des Inneren Sinnes, ihre an sich immer schon gegebene Einheit mit der dem Objekt zugrundeliegenden Brahma-Geistigkeit manifestiert wird (vgl. Viv Bh 313, 25-27; SLS 150, 1-3). ,,Nur wenn vermittels der Transformation (des Inneren Sinnes) die vom Objekt abgegrenzte Geistigkeit (visayavacchinnacaitanyam) mit der Geistigkeit des Erkenntnissubjektes (pramatṛcaitanyam) eins wird (abhede), kann auch das jener (ersten Geistigkeit) auffingierte (adhyasta-) Objekt mit der (Subjekt-Geistigkeit fiktiv eins) werden 37" Diese Auffassung von der Art und Weise des Erkanntwerdens des Objektes ist aber nicht mehr die der 1., sondern die der 2. Theorie und braucht infolgedessen, samt den der 2. Theorie analogen Problemen, die sich bei Nrsimhasrama aus diesem Ausgangspunkt ergeben, an dieser Stelle nicht weiter betrachtet zu werden. Auch bezüglich der Auffassung des geistigeń Subjektes ist bei Nrsimhāśrama eine Annäherung an die 2. Theorie festzustellen. Er bestreitet zwar die Allverbreitetheit des Jivah nicht (vgl. VivBh 313, 4 f.;SLS 150, 3 u. 151, 1), 36 Sie gilt für ihn, nach VivBh 311, 20ff., auch, im Sinne der vorhergehenden Deutung, für das Bewußtsein des Inneren Sinnes. 37 Nrsimhasrama, Advaitadipika (Kāśī, ohne Jahr), p. 154, 14-16.

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