Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 15
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis 343 mation des Inneren Sinnes (antahkaranavikārabhedaḥ) entstanden ist, sind dem Erkenntnissubjekt (pramātā) sowohl der Gegenstand als auch die Wahrnehmung (upalambhaḥ) manifest (pratyakşau). Denn der äußere) Gegenstand bedarf, (weil er) seinem Wesen nach ,verborgen (ist) (nilinasvabhāvah), einer (in) einer entsprechenden Transformation des Inneren Sinnes (bestehenden) Wahrnehmung (anubhavaḥ), um für das Erkenntnissubjekt manifest zu werden; die Wahrnehmung (ihrerseits) hingegen bedarf, obwohl (auch sie) ungeistig (jadaḥ) ist, auf Grund ihrer Klarheit (svacchatayā) keiner weiteren Wahrnehmung, um das Spiegelbild der Geistigkeit (des Subjektes) (in sich) aufzunehmen (caitanyabimbodgrahaņāya).“ Die metaphysischen Voraussetzungen bleiben allerdings in diesem Textstück unausgesprochen und könnten auch die der 3. Theorie [vgl. die im Zusammenhang mit deren Interpretation (3 b) erwähnte Kalpataru-Stelle!] sein. Außerdem findet sich, anstelle der „Verfärbung" (uparāgaḥ) der Geistseele durch den Inneren Sinn, wie in der unter 3 b referierten Deutung der 1. Theorie die (bereits im Sāņkhya nachweisbare 32) Vorstellung der Widerspiegelung der Geistseele im Inneren Sinn bzw. seiner Transformation. 3. Die oben vertretene Auffassung, daß sich die vorliegende Theorie von der Lehre des Sāmkhya-Yoga vor allem dadurch unterscheidet, daß sie eine Erkenntnis des äußeren Gegenstandes selbst intendiert, wird durch die advaitische Tradition bestätigt, die im folgenden zu Wort kommen soll. Die wichtigste Quelle ist dabei Appayyadīksitas Siddhāntaleśasamgrahah, wo unsere Theorie referiert wird (SLS 143, 11ff.) und anschließend verschiedene Deutungen wiedergegeben werden (SLS 146, 8ff.). Es geht dabei vor allem um eine Konkretisierung des als „Verfärbung der (Jiva-)Geistigkeit (durch das Objekt)" (ciduparāgaḥ) 33 bestimmten Zweckes der Transformation des Inneren Sinnes. a) Nach der ersten und offenbar ältesten Deutung, die der SLS referiert, besteht die Verfärbung des Jivaḥ durch das Objekt schlicht darin, daß zwischen beiden die Subjekt-Objekt-Beziehung (vişaya-visayi-sambandhaḥ) hergestellt wird (SLS 147, 1). Diese Relation ist, wie auch die Vedāntasiddhāntasūktimañjari (eine Versbearbeitung des SLS von Gangādharendrasarasvati, Ausg. in SLS), v. I, 66 ab, bemerkt, typisch für die „Naiyāyikas etc.“ (vgl. etwa Vyom 528, 25f.). Bei der vorliegenden Deutung ist somit bezüglich des Einflusses von seiten dieser Schulen und damit auch bezüglich der Tatsache, daß im Gegensatz zum Sāmkhya-Yoga der äußere Gegenstand selbst erkannt wird, kein Zweifel mehr möglich. b) Bevor wir zur 2. Deutung des SLS, in der bereits nicht mehr nur interpretiert, sondern auch modifiziert wird, übergehen, sei noch auf eine Deutung 32 Vgl. den vorl. Aufs., I 3 b (2. Absatz). 33 Daneben anderswo die abstraktere Formulierung „(Herstellung einer) Verbindung (sambandhah) (der Geistseele mit dem Objekt)" (z. B. VeP 141, 3).

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