Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 14
________________ 342 LAMBERT SCHMITHAUSEN werden des äußeren Gegenstandes als Verfärbung (uparāgaḥ) des Geistigen (hier der wechselnden Erkenntnis, buddhih) durch das äußere Objekt bezeichnet werden konnte 30 d) Es darf bei dieser Gelegenheit noch bemerkt werden, daß im Advaita gelegentlich sogar die bloße Existenz der Form des Objektes im Inneren Sinn, obwohl sie, falls überhaupt, nur neben dem Objekt im Bewußtsein auftritt, schon als zuweitgehendes Zugeständnis an den buddhistischen „Sākāravādaḥ“ angesehen und in eine abstraktere Bestimmung – etwa das „Erzeugtsein durch ein mit dem Objekt in Kontakt stehendes (Sinnes)organ" oder (SBi 58, 2) die „Geeignetheit (des Objektes), sich zu manifestieren“ (abhivyaktiyogyatā) - umgedeutet wurde (vgl. ASi 483, 10-14). 2. Was die Frage nach der Herkunft dieser 1. Theorie angeht, so reizt die auffällige Nähe zum Sāmkhya-Yoga dazu, ihren Ursprung bei Sankara selbst zu suchen (vgl. überdies CAMMANN, op. cit., p. 138f., Anm. 3). Die Vérifizierung dieser Vermutung an Hand des Gesamtwerks Sankaras kann jedoch im Rahmen dieses Aufsatzes nicht geleistet werden. Zwei Punkte scheinen jedoch schon bei oberflächlicher Betrachtung Schwierigkeiten zu machen: a) Die Ausdrücke svayamprakāśamānaḥ und uparāgah entsprechen Sankaras Sprachgebrauch nicht 31. Es besteht aber die Möglichkeit, daß Prakāśātman für diese abweichende Terminologie verantworlich ist 318, b) Entsprechendes gilt auch für die Auffassung von der Art und Weise des Erkanntseins des Objektes, in der unsere Theorie, wenn wir sie in diesem Punkte richtig interpretiert haben, ebenfalls von Sankara abzuweichen scheint; denn es hat zum mindesten nach der Upadeśasāhasri den Anschein, als ob Sankara an seiner vom Yoga ererbten 31 Auffassung festgehalten hat, daß die Objekte nur erkannt werden, insofern sie auf den Inneren Sinn übergegangen, in ihm durch ein Bild repräsentiert sind (vgl. etwa US Gadya 73; US Padya VII, 1 u. V, 4). Seine Polemik gegen den Vijñānavāda im Brahmasūtrabhāṇyam macht allerdings demgegenüber eher den Eindruck, daß eine direkte Erkenntnis der Objekte intendiert ist, doch ist mir ein eindeutiger, ausdrücklicher Beleg nicht begegnet. Vorausgesetzt hingegen scheint die in unserer Theorie entwickelte Art und Weise des Erkanntseins des Objektes in Vācaspatimiśras Bhāmati (Bhā 551, 16 ff.): ,,Unmittelbar damit, daß aus dem Kontakt von Sinnesorgan und Gegenstand (lies: indriyārthasannikarşād a-...) die entsprechende Transfor 30 Vgl. NM 288, 20ff.: vikal po nāma bodhātmā, sa ca svacchaḥ svabhāvataḥ ...; nūnam abhyupagantavyam kimcid asyoparañjakam. ... vişayā eva buddhinām anjasyenoparañjakāḥ. 31 Vgl. P. HACKERS Beitrag zum vorliegenden Band. 31a Womit nicht ausgeschlossen werden soll, daß diese Termini, außerhalb des Rahmens der vorl. Theorie, schon vor Prakāśātman im Advaita gebraucht werden konnten, was ja zum mindesten für svayamprakasa (mana) h tatsächlich der Fall ist (vgl. etwa Pañc 88, 2).

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