Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 19
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis 347 der Geist nur durch eine innen bleibende, nicht zum Objekt hinaustretende gegenstandsförmige Transformation des Inneren Sinnes verfärbt (vgl. Asi 480, 19: antar eva tatra dhīsamullāsāt), indem er sich in dieser spiegelt (vgl. ASi 484, 16f.: na cá vrttyuparaktatvam caitanyasya na tatpratibimbitatvam); bei der unmittelbaren dagegen führt die das Spiegelbild der Jiva-Geistigkeit tragende Transformation des Inneren Sinnes durch ihr Hinausgehen zum Objekt zu einer Manifestation der Nichtverschiedenheit dieser Jiva-Geistigkeit von der dem Objekt unterliegenden und es somit auf Grund des ,,Verbundenseins durch Übertragung" (ādhyāsika-sambandhah) unmittelbar beleuchtenden Brahma-Geistigkeit (vgl. etwa ASi 483, 1f. (u. 5): ghata prakāśakam ... dhipratibimbitacaitanyābhedābhivyakta-visayādhişthānacaitanyam). f) Schließlich ist noch zu bemerken, daß im Rahmen der 1. Theorie gelegentlich auch die in der 3. Theorie gelehrte Funktion der Transformation des Inneren Sinnes, eine „Verhüllung zu überwältigen" (āvaranābhibhavaḥ) auftritt. Dies wird vor allem im Falle des Brahma notwendig; denn ihm steht die Jiva-Geistigkeit nicht beziehungslos gegenüber, da sie mit ihm identisch und somit von ihm immer schon „verfärbt“ ist (vgl. LC 479, 19). Es müßte daher dem Jivaḥ das Brahma und seine Identität mit ihm immer schon bewußt sein. Daß hierzu das Erlösungswissen, eine die Form des Brahma tragende Transformation des Inneren Sinnes, erforderlich ist, setzt voraus, daß das Brahma für den Jivaḥ verhüllt ist und die Transformation des Inneren Sinnes in diesem Falle die Funktion der Überwältigung dieser Verhüllung und nicht die der Verfärbung oder Herstellung einer Beziehung hat (LC 479, 18f.). Diese Annahme ist auch möglich auf der Basis der unter b referierten Deutung der Verfärbung der Jiva-Geistigkeit durch das Objekt als Spiegelung in ihm: Das Brahma müßte auf Grund seiner Klarheit (svacchatā) eigentlich das Spiegelbild der Jiva-Geistigkeit in sich aufnehmen und sie auf diese Weise brahmaförmig 38 werden lassen, daß dies nicht geschieht, beruht auf dem Verhülltsein des Brahma (vgl. SBi 60, 1-3). Es findet sich jedoch auch die Auffassung, daß das Brahma, auch ohne verhüllt zu sein, ohne Vermittlung einer entsprechenden Transformation des Inneren Sinnes kein Spiegelbild der Jiva-Geistigkeit aufnehmen könne. In diesem Falle kann es für die Transformation des Inneren Sinnes bei der Funktion der Verfärbung (im Sinne von Bewirken einer Widerspiegelung der JivaGeistigkeit) bleiben (LC 479, 20 ff., insbes. 23f.). Diese Lehre entspricht, mutatis mutandis, der offenbar bereits der 2. Theorie der Grundquelle (Y) zugrundeliegenden Auffassung. g) An einigen Stellen der Advaitasiddhiḥ scheint schließlich die Funktion der „Überwältigung einer Verhüllung“ (āvaraņābhibhavaḥ) mit der unter e) 38 Vgl. Anm. 35.

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