Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 16
________________ 344 LAMBERT SCHMITHAUSEN hingewiesen, die im SLS fehlt und möglicherweise späteren Ursprungs ist, die aber m. E. der Intention der Grundquelle (wie sie im Vivaraṇam vorliegt) ziemlich nahekommt. Sie geht aus von der Konkretisierung des ,besonderen Wesens“ des Inneren Sinnes als ,,Klarheit“ (svacchatā) (Krsn 214, 10; VeP 142, 5f.), die uns bereits in der Bhāmati (s. unter 2b, 2. Absatz) begegnet war und schon in Sankaras Kommentar zum Yogabhāșyam angedeutet ist (YV 24, 26) 34, sowie von der (ebenfalls der Bhāmati – und dem Sāmkhya – entsprechenden) Interpretation des Verfärbtwerdens (uparāgaḥ) der Geistseele durch den Inneren Sinn als Sichspiegeln der Geistseele im Inneren Sinn. Sie überträgt diese Deutung aber auch auf die Verfärbung der Geistseele durch das Objekt: Die Wirkung der zum Objekt hinausgegangenen Transformation des Inneren Sinnes besteht darin, daß sie das zwischen Geistseele und Innerem Sinn bestehende (vgl. VeP 142, 6) Verhältnis von Manifestiertem und Manifestierendem (vyangya-vyañjaka-bhāvah) auch zwischen Geistseele und Objekt herstellt (VeP 142, 4f.; Krsn 214, 7-9). Dieses Manifestiert werden der Geistigkeit durch das Objekt besteht aber darin, daß sie sich nunmehr auch in ihm widerspiegelt 85 (tatra pratibimbitatvam, VeP 143, 5 u. Krşn 214, 18f.), daß sich unter dem Einfluß der Verbindung des Objektes mit der klaren Substanz des Inneren Sinnes die Jiva-Geistigkeit gleichsam auch in ihm verfängt und es auf diese Weise zum Leuchten, zum Bewußtsein bringt; wie eine feuchte Wand das Spiegelbild des Gesichtes zeigt, obwohl sie ohne die Verbindung mit Wasser der hierzu notwendigen Klarheit entbehrt. (VeP 143, 3f.; Krşə 214, 15-17). c) Eine andere Fundierung der Sonderstellung des Inneren Sinnes (die aber sicherlich nicht der Intention der Grundquelle entspricht) setzt anscheinend die 2. und mit Sicherheit die 3. der vom SLS überlieferten Deutungen unserer Theorie voraus: Daß der Jivah durch den Inneren Sinn verfärbt wird, nicht aber durch die übrigen Dinge, liegt darin, daß der Innere Sinn im Gegensatz zur übrigen Welt den Jivah zur Materialursache (upādānam, SLS 149, 1; gleiche Lehre VivBh 311, 20) und zur Grundlage (adhisthānam, Krsn 209, 13f. [zu SLS 147, 8]) hat, d. h. daß er nicht unmittelbar der Brahman-Geistigkeit, sondern der Jiva-Geistigkeit auffingiert ist. Insofern besteht, im Gegensatz zu den übrigen Dingen, zwischen Innerem Sinn und Jiva-Geistigkeit das sog. „Verbundensein durch Übertragung" (ādhyāsika-sambandhaḥ), das Verhältnis einer (fiktiven) Identität (tādātmyam) (SLS 147, 8; vgl. auch VivBh 311, 24f.). Diese Relation gilt aber – im Falle des Brahma schon in der Grundquelle – als Grund für ein unmittelbares und notwendiges Bewußtsein von 34 Vgl. auch Sankaras Bhadāraṇyakopanişad-bhāşyam zu IV, 3, 7: buddhis tāvat svacchatvāt ... atmacaitanyajyotih praticchāyā bhavati. 35 SBi 60, 2ff., wo die gleiche Lehre vorausgesetzt zu sein scheint, heißt es, der Geist nehme (scheinbar!) die Form des Objektes an (caitanyasya tattadākāratva.). Dies ergibt sich aus seinem Sich-im-Objekt-Spiegeln (vgl. ASi 485, 14 f.).

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