Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 11
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis 339 c) Allen drei Theorien gemeinsam ist ferner die Auffassung, daß der Innere Sinn (im Falle direkter Erkenntnis) mit dem Objekt in unmittelbaren Kontakt tritt, indem er zu ihm hinausgeht und dort seine Gestalt annimmt (vgl. Viv 308, 10; 309, 1f. u. 7f., sowie 315, 2; 316,5-317, 1; ferner Viv 305, 1f.). Auch die spätere Tradition ist hier ganz eindeutig und lehrt, daß der Innere Sinn bzw. seine (zugleich materialisiert zu denkende) Tätigkeit (vrttih) zum Objekt hinausgehe (nirgamanam) (z. B. VTV 263, 5; SBi 56, 4f.) und dort dessen Gestalt annehme (SBi 56 5; im gleichen Sinne zu interpretieren: VTV 256, 1-3). Erste Theorie 1. a) Die 1. Theorie stimmt in ihrer Lösung des Problems der begrenzten Erkenntnis von Objekten durch den unerlösten Geist, und in den Voraussetzungen, von denen sie bei dieser Lösung ausgeht, weitgehend mit dem Samkhya-Yoga überein. Daran ändert nichts, daß die Objekte hier im Gegensatz zum Sāmkhya-Yoga nicht aus der ungeistigen Urmaterie, sondern aus dem geistigen Brahma hervorgehen; denn für den unerlösten Geist ergibt sich daraus im Rahmen dieser Theorie lediglich das Vorausgesetztsein der Objekte; die Natur des Voraussetzenden spielt für das Erkennen des unerlösten Geistes keine Rolle. Auch macht es, für die Objekterkenntnis, keinen Unterschied, wenn man im Sinne der Kommentatoren (bei Prakāśātman fehlt bezeichnenderweise eine entsprechende Feststellung!) annimmt, der Jivaḥ als solcher sei nach dieser Theorie – die ja doch wohl eine advaitische, also in Wirklichkeit nur eine Geistigkeit, die des Brahma, anerkennende, ist – durch das Nichtwissen (avidyā) konstituiert 27; denn dieses bleibt ja ohne Einfluß auf sein geistiges Wesen, da es sein Leuchten, seine Erkenntnisfähigkeit, nicht (wie bei der 3. Theorie) verhüllt. Gerade diese ungehinderte Erkenntnisfähigkeit ist aber, auch wenn die Bezeichnung „selbstleuchtend" (svayam-prakāšamānaḥ) dort fehlt, auch bei der ebenfalls allverbreiteten (vyāpī, vibhuh: YD 104, 14 u. 105, 15ff.) und somit mit allen Dingen, nicht nur dem Inneren Şinn, verbundenen (samyuktaḥ) Geistseele (puruṣaḥ) des Sāmkhya-Yoga gegeben, so daß sich auch dort die unerwünschte Folge zu ergeben scheint, daß sich die Geistseele nicht nur mit dem Inneren Sinn, sondern auch mit allen übrigen Dingen, also auch den äußeren Objekten, durch Widerspiegelung vermischen und sie bewußt machen müßte (vgl. YD 104, 13-16). Die Lösung lautet ganz ähnlich wie in der vorliegenden advaitischen Theorie: ,,Diese unerwünschte Folge ergibt sich nicht, da (hierfür) eine besondere) Fähigkeit (sakti”) erforderlich ist, wie bei Kristall usw. (D. h.:) Wie, obwohl Kristall und Raumäther (ākāśam) in gleicher Weise mit einem (bestimmten,) neben (dem Kristall) liegenden (farbigen) Gegen 27 Vgl. TDi 263, 3; VivBh 311, 20; ASi 478, 6 u. 479, 1. 22*

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