Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 6
________________ 334 LAMBERT SCHMITHAUSEN Sāmkhya-Vers: „Das Erleben der (Geistseele) wird bestimmt als Zustandekommen eines Spiegelbildes (der Geistseele) im Inneren Sinn, welcher eine deutliche derartige (d. h. die Form des Sinnesorganes, das sich in die Form des Objektes transformiert hat, tragende 19) Transformation angenommen hat“ 20. Hier kommt die Geistseele ganz eindeutig nur mit einer Repräsentation des Gegenstandes im Inneren Sinn, und nicht mit den Dingen selbst, zusammen (vgl. auch YD 139, 10f.). Noch weiter geht ein anderes Fragment 21: „Das auf den Inneren Sinn übergegangene Spiegelbild des Objektes überträgt sich auf die einem zweiten Spiegel vergleichbare Geistseele; darin allein besteht deren Subjekt-des-Erlebens-Sein" (buddhidarpanārūdham arthapratibimbakam dvitīyadarpaņakalpe pumsi samkrāmati; tad evāsya bhoktȚtvam ...). Auch hiernach erkennt die Geistseele nur eine Repräsentation des Gegenstandes, die aber nicht mit der im Inneren Sinn befindlichen identisch, sondern noch weiter nach ,,innen“ verschoben ist. d) Ein schwieriges Problem stellt sich in der vom Advaita her naheliegenden 22 Frage, ob der Innere Sinn nach der Auffassung des Yoga und Sāmkhya die Verfärbung durch die Objekte bzw. die Transformation in die Form des Objektes „innen“ erfährt, oder ob er dazu zum äußeren Objekt hinausgeht. Diese Frage ist deshalb schwierig zu beantworten, weil die Texte selbst sie nicht explizite zu stellen scheinen. Was zunächst das Yogabhāșyam angeht, so läßt die Aussage von YBh 19, 2, daß der Innere Sinn durch den Kanal des Sinnesorganes (indriya praņālikayā) von dem äußeren Gegenstand verfärbt werde, beide Deutungen zu: sowohl die, daß der Innere Sinn durch den Kanal des Sinnesorganes hinaustritt und dann vom Objekt verfärbt wird, als auch die, daß er ,,innen" bleibt und die Verfärbung durch den Kanal des Sinnesorganes zu ihm hineindringt. YBh 346, 7f., wo es heißt, die Magneten vergleichbaren Objekte verfärbten den Inneren Sinn, der mit Eisen verglichen werden könne, nachdem sie ihn an sich gezogen hätten (abhisambadhya), scheint (vorausgesetzt, daß abhisambadhya in diesem Sinn verstanden werden darf) für ein Heraustreten des Inneren Sinnes zu sprechen. Eindeutig für diese Möglichkeit spricht aber wohl Sankaras Bemerkung, daß sich „bei Innerem Sinn usw. ein Hingehen zu Objekt usw. beobachten lasse" (cittader visayādau pratisamkramadarsanāt, YV 12, 11f.). Für das ältere Sāmkhya war bereits im vorigen Abschnitt (c, 2. Absatz) in Gestalt des ersten Kommentares zum Şaştitantram ein Beispiel für ein Hinaus 19 Diese Erklärung nach Vyom 521, 21: ... idrg vişayākāraparinatendriyākārā (Text: -ra-) parinatir yasyāh, să tathokta ... 20 vivikted;kparinatau buddhau bhogo 'sya kathyate pratibimbodayaḥ .... 21 Siehe GPh I, 397 u. Anm. 210. 22 Vgl. auch VTV 256, 1ff.; im TVDi (256, 9) wird allerdings die im Grundtext zurückgewiesene Auffassung „anderer", die Transformation finde nur innen statt, als bloß hypothetisch aufgestellte These (sambhāvita-matāntaram) bezeichnet.

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