Book Title: Zur Advaitischen Theorie Der Objekterkenntnis
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 7
________________ Zur advaitischen Theorie der Objekterkenntnis 335 gehen des Inneren Sinnes zum Objekt gegeben worden. Im späteren Sāmkhya hingegen begegnet die Auffassung, daß zwischen äußerem Objekt und Innerem Sinn offenbar keine Annäherung (samnikarşaḥ) stattfindet (YD 43, 18), was vielleicht im Sinne eines Innenbleibens (vgl. auch YD 120, 2ff.) gedeutet werden darf. II. Für die Umgestaltung, die diese vom Sāmkhya und insbesondere vom Yoga entwickelte Analyse des Erkenntnisprozesses im Advaita-Vedānta erfahren hat, findet sich ein eindrucksvolles Zeugnis in Prakāśātman's Vivaraṇam, p. 308, 10–317, 2, wo es um die Erklärung der Tatsache geht, daß die unerlöste Geistigkeit, der Jīvaḥ, nur begrenzte Erkenntnis besitzt (kimcijjñatvam) und bei jedem Erkenntnisakt auf ganz bestimmte Objekte beschränkt ist (pratikarma-vyavasthā, vgl. VivT 297, 10). Dieses Textstück, dessen Bedeutung für die denkerischen Bemühungen des späteren Advaita um die Frage der Objekterkenntnis kaum überschätzt werden kann, hat K. CAMMANN in seiner wertvollen Studie „Das System des Advaita nach der Lehre Prakāśātmans" (Wiesbaden 1965), p. 137ff., zugänglich gemacht. In CAMMANNS Darstellung ist jedoch – nicht zuletzt vielleicht auf Grund seiner Tendenz, die Einheitlichkeit von Prakāśātmans System überzubetonendie Gliederung des Abschnittes in drei Theorien, die zunächst in einem Pūrvapakşaḥ bekämpft und dann in einem Uttarapakşaḥ verteidigt werden, stark verwischt. Insbesondere die erste und die dritte Theorie werden nicht als zwei verschiedene Theorien mit verschiedenen Voraussetzungen dargestellt. Die dritte Theorie wird vielmehr als Prakāśātmans eigene Lehre gedeutet (op. cit., p. 139, Z. 32), in welcher es seine Aufgabe sei, die im Rahmen der 1. Theorie als Begründung gebotenen Analogien durch eine philosophische Theorie zu ersetzen (ib. Z. 25—31). Damit wird aber – auch wenn das vorhergehende Textstück (Viv 304, 7ff.) zeigt, daß Prakāśātmans eigene Ansicht tatsächlich mit der dritten Theorie übereinstimmt - der Charakter des hier zur Diskussion stehenden Textstückes verstellt: Hier handelt es sich, wie gesagt, um drei voneinander wesentlich verschiedene Theorien, die Prakāśātman zunächst in einem Pūrvapakşaḥ angreifen läßt und dann alle drei, ohne jegliche Parteinahme 23, in einem Uttarapakṣaḥ verteidigt. Die Verteidigung der dritten Theorie basiert dabei genau so auf einer Analogie wie die der ersten Theorie; eine philosophische Theorie - aber eine unterschiedliche - steckt in beiden Fällen in gleicher Weise bereits im Pūrvapakşah. Ich halte es infolgedessen nicht für überflüssig, die drei Theorien im folgenden noch einmal kurz darzustellen. Es brauchte dabei kein Unterschied 23 Es fehlt, wie VivBh 317, 21 für die 1. Theorie feststellt, innerhalb dieses Textstückes jeglicher Hinweis darauf, daß eine oder mehrere der hier vorgetragenen Theorien von Prakāśātman nicht akzeptiert würden.

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