Book Title: Buddhismus Und Natur Author(s): L Schmithausen Publisher: L Schmithausen View full book textPage 6
________________ anzumerken, daß für die Yogācāra-Schule die Welt nur aus den Geistesströmen der Lebewesen (einschließließlich der Tiere) besteht; unbelebte Natur, Pflanzen und die Leiber der Menschen und Tiere sind bloß Bilder im Geiste der Lebewesen, und der Buddha, als Allwissender, dürfte diese geistigen Bilder wohl nur als solche und nicht, wie die gewöhnlichen Lebewesen, als äußere Gegenstände erfahren. Von Interesse für das Thema „Natur" sind außer dem endgültigen Erlösungszustand auch innerweltliche Idealzustände, etwa die Lebensumstände der himmlischen Wesen (deva) und seligen Geister (Yakşas oder Vimāna-pretas)20, vor allem aber die spezifisch buddhistischen reinen Buddha-Gefilde des Großen Fahrzeugs. In dieser Bewegung erreicht die Buddha-Verehrung, in deren Rahmen der Buddha immer mehr zu einem überweltlichen Wesen geworden war, ihren Höhepunkt und bevölkert das Universum mit zahllosen Buddhas, die in paradiesartigen Gefilden im Kreise frommer Anhänger ein nahezu unbegrenztes glückseliges Leben führen und deren Verehrung den Gläubigen eine Wiedergeburt in eben diesen Gefilden beschert. Diese Paradiese dürften Ausdruck einer diesseitsbezogeneren Mentalität, wie sie bei Laien (und vielleicht auch bei einfachen Mönchen) vorauszusetzen ist, sein und können deshalb als Spiegel innerweltlicher Idealvorstellungen der Buddhisten betrachtet werden. Es ist von daher interessant, zu sehen, ob die Natur in ihnen auftritt und, falls ja, in welcher Gestalt. Besonders bekannt ist Sukhāvati, das „Glückliche Land“ des Buddha Amitābha. Es bietet, so heißt es21, den dort lebenden Wesen eine Fülle von Kleidern und Schmuckstücken. Paläste stehen in beliebiger Größe und Ausstattung zur Verfügung; jede gewünschte Speise wird sogleich als bereits genossen empfunden. Es gibt zahlreiche Teiche, die aus Edelsteinen bestehen und offenbar geometrisch angelegt sind, mit einer Edelsteintreppe auf jeder Seite22. Die Flüsse fließen, wohlduftend und wohltönend, ruhig dahin, über Goldsand und ohne Schlamm, mit ebenen Ufern; Wasserstand und Wassertemperatur richten sich nach den Wünschen der Badenden23. Sonne, Mond und Sterne gibt es ebensowenig wie den Wechsel von Tag und Nacht24. Es gibt auch keine Berge - nur Ebene, und der Boden ist aus Gold oder Edelsteinen25. Sukhāvati ist von weitgehend gleich aussehenden26 Göttern und Menschen übersät27 (also dicht bevölkert), aber es gibt keine Tiere28; die zahlreichen melodisch singen 105Page Navigation
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