Book Title: Buddhismus Und Natur
Author(s): L Schmithausen
Publisher: L Schmithausen

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Page 14
________________ III Die Erwähnung von Mitleid und Wohlwollen, auch gegenüber Tieren, leitet über zur Frage nach dem praktischen Verhalten gegenüber der Na tur. Was die Natur als ganze angeht, so liefert die Daseinsanalyse des älteren Buddhismus, für sich allein genommen, für eine Rettung der Natur und der natürlichen Vielfalt vor der drohenden Zerstörung durch den Menschen kein Motiv. Die Natur ist, als Teil der vergänglichen Welt und in Anbetracht ihrer dunklen Seiten, leidvoll und somit kein Wert an sich. Andererseits motiviert die Daseinsanalyse des älteren Buddhismus aber ebensowenig ein fortschrittsgläubiges Sich-die-Natur-untertan-Machen, da die essentielle Leidhaftigkeit des Daseins in der Welt nicht zu ändern ist, schon gar nicht mit äußeren Mitteln. Aber muß es nicht, im Sinne der Haltung des allumfassenden Mitleids und Wohlwollens, das Ziel des Buddhisten sein, den einzelnen Lebewesen nicht nur den Weg zur Erlösung zu weisen, sondern auch hier in dieser Welt zu helfen und wenn schon die essentielle Leidhaftigkeit des Daseins nicht geändert werden kann - wenigstens das massive Leid nach Kräften zu mindern und durch ein Maximum an Glück zu ersetzen? Und könnte man nicht wenigstens zu diesem Zweck der Leidensminderung und Glücksmehrung einen naturverändernden Fortschritt legitimieren? Hierzu wäre erstens zu sagen, daß die buddhistische Tradition in der Tat auch für diese Welt Goldene Zeitalter mit nahezu paradiesischen Verhältnissen annimmt, diese aber, ebenso wie begrenztere Besserungen der allgemeinen Lebensbedingungen, als Folge einer höheren Sittlichkeit oder Spiritualität der Menschen (und zwar, im älteren Buddhismus zumindest, eher als ein Nebenprodukt) zu sehen pflegt und nicht als Ergebnis äußeren (etwa wissenschaftlichen oder technologischen) Fortschritts. Zweitens wäre anzumerken, daß es ja keineswegs sicher, ja wohl eher unwahrscheinlich ist, daß das, was man als „Fortschritt" auszugeben pflegt, am Ende zu einer positiven Bilanz für den Menschen führt. Drittens schließlich darf man als Buddhist das Problem nicht anthropozentrisch angehen und muß in die Leidensminderung und Glücksmehrung alle Lebewesen, auch die Tiere, einbeziehen", wofür es in der buddhistischen Tradition denn auch zahlreiche konkrete Bestätigungen gibt00. Für die Tiere aber bedeutet der sogenannte Fortschritt, die moderne Zivilisation, ja wohl kaum eine Leidensminderung. Es genügen wohl als Beweis 113

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