Book Title: Buddhismus Und Natur
Author(s): L Schmithausen
Publisher: L Schmithausen

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Page 21
________________ Töten von Tieren und tierquälerische Handlungen stark einschränkten, und richtete sogar Tierhospitäler ein120. Ähnliche Aktivitäten sind auch für andere buddhistische Länder, z. B. Ceylon121 und China122, belegt. Im mittelalterlichen Ceylon spielte Nutztierhaltung zum Zwecke der Fleischversorgung keine bedeutende Rolle123 und ist dort bei Buddhisten auch heute noch unüblich 124. Erwähnenswert ist auch die soziale Ächtung mit Tiertötung verbundener Berufe (insbesondere Jäger, Fischer und Metzger) in manchen buddhistischen Ländern125, auch wenn sich damit nicht selten eine gewisse doppelte Moral verbindet, insofern die Produkte dieser Berufsgruppen auch von den Buddhisten durchaus konsumiert werden126 Eigentlich sollte man ja meinen, die Buddhisten, oder wenigstens die buddhistischen Mönche und Nonnen, seien angesichts des rigorosen Tötungsverbotes von Tieren strikte Vegetarier. Dies ist aber weithin nicht der Fall. Es trifft vielmehr nur für Teile des ostasiatischen Buddhismus zu127. Es gab zwar auch in Indien buddhistische Texte, in denen Fleischverzehr grundsätzlich abgelehnt wird128, aber diese Texte sind relativ spät. Sie gehören mehrheitlich jener Mahayana-Richtung an, nach welcher alle Lebewesen, also auch die Tiere, die Buddhaschaft in verborgener Form immer schon in sich tragen, und es scheint, daß die Forderung eines konsequenten Vegetarismus innerhalb des Buddhismus erst im Zusammenhang mit dieser Philosophie in Verbindung mit einem davon geprägten neuen Verhaltenskodex aufgestellt worden ist 129. In Tibet hingegen halten sich die Mönche ebenso wie in Ceylon und Südostasien ganz an die alten, traditionellen Verhaltensvorschriften130. In diesen aber wird die Forderung nach einem konsequenten Vegetarismus ausdrücklich abgelehnt 131. Er hätte vom Standpunkt der alten Asketenbewegung, aus der auch der Buddhismus hervorgewachsen ist, angesichts der für sie charakteristischen Allbeseeltheit auch kaum viel Sinn gehabt. Wie der Jinismus132 und auch brahmanische Texte133 bezeugen, ist ursprünglich von einem Weltbild, für das auch Pflanzen und sogar die Elemente, vor allem Wasser und Erde, belebt und beseelt waren, auszugehen. Für ein solches Weltbild aber, wie es die Jainas bis heute beibehalten haben134 und für das alles Genießbare Tiere ebenso wie Pflanzen und Pflanzensamen und sogar das Wasser lebendig ist, ist der Vegetarismus kein Ausweg aus dem Dilemma, daß man, um sich zu ernähren, notwendig töten muß. Es bleibt, will man nicht töten und verletzen, letztlich nur das Sterbefasten, d. h. die 120

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