Book Title: Buddhismus Und Natur
Author(s): L Schmithausen
Publisher: L Schmithausen

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Page 18
________________ sammenhang in den Texten die Rede ist100, und darf (auch in nichtbuddhistischen Texten 101) als Indiz für eine explizite Ethisierung des Nichtverletzens gelten 102. Es ergibt sich aus dem Gesagten, daß für den buddhistischen Asketen (und ebenso für den brahmanischen und jinistischen) eine Tötung von Tieren, einschließlich von Insekten und ähnlichen Kleinlebewesen 103, ebensowenig in Frage kommt wie ein Töten von Menschen, trotz der besonderen Leidhaftigkeit tierischer Existenz, und selbst wenn das sie bedingende schlechte Karma als mit der Todesqual abgegolten gelten könnte. Gewiß, im Vinaya wird das absichtliche Töten eines Tieres als ein erheblich geringeres Vergehen gewertet104 als das absichtliche Töten eines Menschen, das den unwiderruflichen Ausschluß aus dem Orden zur Folge hat105. Aber in der Praxis wird in vielen buddhistischen Ländern das Verbot des Tötens oder Verletzens von Tieren doch sehr ernst genommen, auch von frommen Laien 106. Es liegt auf der Hand, daß, von diesem Aspekt des generellen Nichtschädigens her betrachtet, auch die Zerstörung der Natur als Lebensraum von Tieren unzulässig ist, da sie direkt oder indirekt zum Tode dieser Tiere führt. Dementsprechend wird im Vinaya einiger Schule das (nachher noch eingehender zu behandelnde) Verbot, Pflanzen zu beschädigen, damit begründet, daß diese Pflanzen Wohnung, also Lebensraum, für Tiere, besonders Insekten, sind 107. In einem anderen Text wird sogar das Anpflanzen von Gärten und Parks als besonders verdienstvoll gepriesen 108, wobei allerdings - wie der Kontext, der auch das Anlegen von Dämmen, Zisternen, Brunnen und Unterkünften erwähnt, zeigt – nicht etwa an Renaturierung, sondern im Gegenteil an Kultivierungsmaßnahmen gedacht ist. Diese wurden zwar gewiß primär im Interesse der Menschen (und Haustiere) durchgeführt, dürften aber in ihren traditionellen Formen auch für die meisten Wildtierarten kaum eine Bedrohung, für manche sogar eher Vorteile mit sich gebracht haben, ganz im Gegensatz zu den lebensfeindlichen, giftbesprühten Agrarsteppen und Monokulturen unserer Tage, deren Förderung sich daher auf die obige Textstelle kaum zu Recht berufen kann. Nun könnte man einwenden, daß die buddhistische Ethik, stärker als etwa die jinistische, bekanntlich die Absicht betont, die einer Handlung zugrunde liegt, und daß von daher gerade die modernen Zerstörungen natürlicher Lebensräume zumindest dann nicht als schlechte Taten gewertet werden können, wenn sie nur unbeabsichtigte Nebenprodukte auf 117

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