Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 3
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakirti 181 festzustellen muß einer bedeutungsgeschichtlichen Arbeit überlassen bleiben, zu der die vorliegende Material beisteuern soll. Vorweg muß ich aber auch noch den unbescheidenen Anspruch des Titels dieser Arbeit modifizieren. Untersucht wurden zunächst nur die von mir gefundenen 347 Belegstellen im ersten Kapitel des Pramāņavārttikam (PV 14) und vor allem in der dazugehörenden Pramāņavārttikasvavșttiḥ (PVSV). Die Ergebnisse gelten daher strikt nur für diese älteste Arbeit des Philosophen. In diesem Werk allerdings, das eindeutig von Anfang an eine Einheit von Versen und fortlaufendem Prosakommentar ist, trägt Dharmakirti bereits die großen Themen - Logik, Apohalehre und Augenblicklichkeitstheorie -- vor, die in einem durch unser Wort markierten systematischen Sinnzusammenhang stehen. Schon in dieser Arbeit wird das Bedeutungsfeld des Wortes, soweit es für Dharmakirti aktuell ist, voll ausgebreitet und soviel ich bisher beobachten konnte, ändert sich auch in seinen späteren Werken nichts mehr an den hier geschaffenen Bedeutungsansätzen. Ein philosophisches Fachwort ist immer der Theorie integriert, die • auszudrücken es dient. Ein Verständnis seiner Bedeutung wird man daher auch nur aus dem Verständnis der jeweiligen Theorie und der dieser Theorie dienenden Funktion des Wortes gewinnen können. Es ist deshalb zwar nötig, sämtliche Belegstellen in ihrem Kontext zu interpretieren, aber schon die Masse der aussagegleichen Stellen läßt es sinnlos erscheinen, diese Sammlung vollständig vorzuführen. Im folgenden gehe ich dementsprechend so vor, daß ich die Bedeutung des Wortes im systematischen Zusammenhang der Lehren, in denen ihm eine zentrale Funktion zukommt, zu entwickeln versuche. Die Richtung, die dabei einzuschlagen ist, wird durch eine einfache Überlegung bestimmt. Hauptthema von Dharmakīrtis erster Arbeit ist die Lehre vom dreifachen logischen Grund (hetuh), die eine seiner wichtigsten und folgenreichsten Schöpfungen darstellt. Ferner nimmt der ,,Exkurs" mit der Apohalehre einen Großteil des Werkes ein und die detaillierte und alle Seiten des Problems durchdenkende Darstellung weist gegenüber Dignāgas Pramāṇasamuccayaḥ gewaltige Fortschritte 4 Ich verwende die Ausgabe von R. GNOL, Roma 1960. Der Bequemlichkeit halber und weil dieses Werk in Vers-Prosa-Mischtext verfaßt ist, zitiere ich die Verse nicht gesondert, ausgenommen die Fälle, wo nur Verse herangezogen werden. Die an zweiter Stelle beigegebenen Ziffern für Verse des PV I vertreten eine Verszählung, die gegenüber der von GNOLI in seiner Ausgabe eingeführten die beiden Mangala-Verse mitzählt. 5 Vgl. E. FRAUWALLNER, Die Reihenfolge und Entstehung der Werke Dharmakirti's. Asiatica, Festschrift Fr. Weller, Leipzig 1954, 147f. . Vgl. E. FRAUWALLNER, loc. cit., 148.

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