Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

Previous | Next

Page 6
________________ 184 ERNST STEINKELLNER das Wort jananam („Hervorbringen, Erzeugen“) vor, das laufend als appositionelle Bestimmung von Bahuvrihis mit dem Schlußglied svabhāva- auftritt18. So bestimmt kann svabhāvaḥ auch die attributiven Adjektive janaka- ,,hervorbringend, erzeugend“)19, kārin- (,,bewirkend“) 20 oder auch utpādana- („hervorbringend“) 21 bei sich haben und wird auch direkt als „Ursache" (upādānam) 22 bezeichnet. a) Der Svabhāva des Ursachenkomplexes Da die Ursache, welche die Wirkung bewirkt, bei Dharmakirti immer ein Komplex von Ursachen (hetusāmagri) ist 23, ist auch der Svabhāva der Ursache ein solcher des Ursachenkomplexes. Das ergeht eindeutig aus einem kurzen Nachtrag zur Darstellung des logischen Nexus zwischen Wirkung und Ursache, in dem die Frage beantwortet wird, warum die Verschiedenheit der Mitursachen im Ursachenkomplex die Eindeutigkeit des logischen Nexus zwischen Wirkung und Ursache nicht aufhebe 24 18 Z. B.: „Wie könnte [die Wirkung] daraus oder aus einem anderen entstehen, das nicht ihr Hervorbringen zum Svabhāva hat?" (katham vā tato 'nyato vā atajjananasvabhāvād bhavet. PVSV 22, 11f.); „Ebenso hat auch die Ursache das Hervorbringen einer solchen Wirkung zum Svabhāva." (tathā hetur api tathābhūtakāryajananasvabhāvah. PVSV 23, 10.) 19 tasya svabhāvo janakah (PVSV 83, 1f.); tasya svabhāvo yo janakah (PVSV 83, 4f.); tajjanakasvabhāvāt (PVSV 87, 10). Alle drei Beispiele stammen zwar aus Sāmkhya-Stellen, doch gilt hier wie für fast alle Fälle, wo Dharmakirti gegnerische Lehren oder Einwände bringt, daß er sie nicht etwa wörtlich zitiert, sondern den Gedanken ganz mit eigenen Worten wiedergibt. Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung sind daher auch diese Partien des Textes auswertbar. 20 atatkārisvabhāva-, PVSV 57, 1. 21 „Derjenige Svabhāva, der beim Reissamen den (Reissproß] hervor. bringt, ist bei den [Gerstensamen) nicht gegeben.“ (sa evaisām svabhāvo nästi yas tadutpädanaḥ sālibijasya. PVSV 99, 7f.) . 22 „Sauermilch ist nämlich dasjenige Wirkliche, dessen Svabhāva als Ursache für diese besondere Wirkung charakterisiert ist.“ (tatphalaviseşo. pādānabhävalakṣitasvabhāvam hi vastu dadhiti. PVSV 90, 10f.) 23 Zur Kausalitätslehre Dharmakirtis vgl. VETTER, Erkenntnispro. bleme. 18ff. und HB II, besonders Anm. III, 28, 38, 40, 67. Die Lehre vom Ursachenkomplex tritt zwar in Dharmakirtis Frühwerk nicht in den Vordergrund, ist jedoch – wie die folgende Stelle zeigt - in ihrer vollentwickelten Form, die erst der Hetubinduḥ bietet, auch hier durchaus vorauszusetzen. 24 katham tarhidānim bhinnåt sahakāriņah kāryotpattir yathā cakşūrū. päder vijñānasya. na vai kimcid ekam janakam tatsvabhāvam, kim tu sāmagri janikā tatsvabhāvā. saivānumiyate, saiva ca sūmagri svabhāvasthityāśrayah kāryasya. PVSV 23, 18—21.

Loading...

Page Navigation
1 ... 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33