Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 5
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakīrti 183 ist Merkmal des Wirklichen (vastu) und die Ungeeignetheit Merkmal des Unwirklichen (avastu) 10.“ Und diese Geeignetheit des Dinges beruht auf dem Svabhāva 11. Ob ein Ding ,,einen Zweck erfüllt“, hängt ausschließlich davon ab, ob es den entsprechenden Svabhāva hat12. Was keinen Svabhāva hat, kann keinen Zweck erfüllen und ist daher nicht wirklich. 1. Svabhāva als Kraft In Verbindung mit einem possessiven Genetiv, als Schlußglied eines Bahuvrihi oder als Attribut mit dem Possessivsuffix -vat13 bezeichnet svabhāva- etwas, das einem anderen zukommt, diesem eigen ist. Als Subjekt dieser Konstruktion kann grundsätzlich alles auftreten 14, in den Aussagen über die Wirklichkeit ist das Wirkliche (vastu), das Ding (bhāvaḥ), die Sache (arthah) Subjekt. Svabhāva eines Dinges ist die Kraft (sakti”), eine Wirkung hervorzubringen (kāryotpädana-)15. Als Kraft ist er ein fähiger Svabhāva (saktasvabhāvaḥ)16. Obwohl der Begriff der Kraft (saktiḥ) in der Sautrāntika-Ontologie verwurzelt ist, scheint Dharmakirti ihn im übrigen zur . Charakterisierung des Svabhāva nicht zu verwenden — vielleicht weil er zu sehr vom Gebrauch in der Mīmāmsā belastet ist 17. Er zieht vielmehr loc. cit. 68f.) in der Übersetzung erhalten bleiben. Diese Möglichkeit des Deutschen dürfte es im Englischen nicht geben; man wird also im Englischen mit NAGATOMI dem Kontext entsprechend zwei Übersetzungen geben müssen. 10 sa pāramārthiko bhāvo ya evārthakriyākşamah | (v. 166 ab= 168 ab), idam eva hi vastvavastunor laksanam yad arthakriyāyogyatā 'yogyatā ca. PVSV 84, 46. 11 . .. das auf dem entsprechenden Svabhāva gegründete Erfüllen eines Zweckes ...“ (tatsvabhāvanibandhanārthakriya-, PVSV 89, 18f.). 12 „Auch das eine vollbringt die Erfüllung des Zweckes nur, weil es den entsprechenden Svabhāva besitzt." (eko 'pi tām arthakriyām tatsvabhāvatvād eva karoti. PVSV 89, 19 f.) 13 Von letzterem nur zwei Belege: PVSV 147, 9 und 16. 14 In polemischen Partien ist z. B. auch vom Svabhāva der Gemeinsamkeit (sāmānyam, z. B. PVSV 74, 8f.) oder des Veda (z. B. PVSV 156, 19) die Rede. 15 ,,Wenn auch die Kraft, die Wirkung hervorzubringen, Svabhāva der Ursache ist, ..." (karyotpādanasakteh kāranasvabhāvatve 'py ... PVSV 21, 11f.); ,,Das Feuer hat nämlich den Svabhāva einer Rauchursache, insofern es diese besondere Kraft (d. i. Rauch hervorzubringen) besitzt." (dhūmahetusvabhāvo hi vahnis tacchaktibhedavān | v. 37 ab= 39 ab.) 16 ,,Etwas, das einen fähigen Svabhāva besitzt, müßte immer hervorbringen und (vā) das andere (das einen solchen Svabhāva nicht besitzt] dürfte nie hervorbringen.“ (saktasvabhāvasya nityam jananam ajananam vā 'nyasya sarvadā syāt. PVSV 130, 16f.) 17 Vgl. HB II, 122 ff.

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