Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 29
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakirti erschließen, anführen, wenn er sagt, daß,,der Svabhava eine untrennbare (avyatirikta-) Beschaffenheit ist"100. Handelt es sich bei der Folge aber nicht um einen anderen Begriff desselben, sondern um den eines anderen Dinges 101, dann hat nur die Wirkung als Grund einen logischen Nexus mit der Folge, weil sie aus einem anderen Ding, der Ursache, entsteht 102. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Arten der Schlußfolgerung, derjenigen auf Grund eines Begriffes und derjenigen auf Grund der Wirkung, besteht also nicht. Beide sind richtige Erkenntnisse von vorher falsch oder nicht erkannten Begriffen auf Grund von erkannten Begriffen und gestützt auf eine reale Beziehung der begründeten und gefolgerten Begriffe. Ihr Unterschied folgt nur aus der Auffassung, daß diese Beziehung auf zweifache Weise möglich sei, und aus den dementsprechend verschiedenen Methoden zu ihrer Bestimmung. 207 5. Die Arten des svabhavahetuḥ Die Wiederaufnahme der Besprechung des svabhavahetuḥ nach dem langen Apoha-Exkurs leitet Dharmakirti mit einer Bestimmung verschiedener Arten dieses Grundes (svabhavahetupravibhāgāḥ) ein (PVSV 93,5-14)103: ,Und das, was als logischer Grund angeführt wird, den Svabhāva [nämlich], nennen wir, um die Folge zu beweisen, entweder als von verschiedenen bedingenden Bestimmungen (upadhiḥ) abhängig oder auch als für sich allein bestehend (kevalaḥ) 104; wie z. B. [die Gründe] Wirkungsein (kāryatvam) 105 und Seiendsein (sattvam) für das Vergehen. (v. 186-188) Etwas ist nämlich erzeugt (kṛtaka-), wenn es für das Zustandekommen seines Svabhava (svabhāvaniṣpattau) von der Tätigkeit eines anderen (d. i. der Ursache) abhängt. Daher deutet das Wort 100 svabhava ity avyatirikto dharmaḥ. PVSVT 348, 18f. 101 arthāntara-, PVSV 18, 4f. 102 tadutpatteḥ, PVSV 24, 8. 103 Es ist dies die einzige Stelle des Werkes, an der von einer solchen Unterscheidung die Rede ist. Ihre Bedeutsamkeit geht jedoch schon daraus hervor, daß Dharmakirti sie vollständig in den Pramāņaviniścayaḥ übernommen hat, wo sie im Anfang der Besprechung des svabhavahetuḥ ihren Platz hat (Peking ed. f. 275a2-6; vgl. auch Nyayabinduḥ III, 9—13). Vgl. auch Y. KAJIYAMA, An Introduction to Buddhist Philosophy. Kyoto 1966, § 16.3 und besonders Anm. 236. 104 Das heißt: als von Bestimmungen unabhängig. Im Pramāņaviniścayaḥ findet Dharmakirti dafür den deutlicheren Ausdruck dag-pa = *suddhaḥ (,,rein", f. 275a2; vgl. Nyāyabinduḥ III, 9). 105 Synonym mit „,Erzeugtsein“ (kṛtakatvam).

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