Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 31
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakirti 209 dieselbe Folge zu erschöpfen 112. Wenigstens macht Dharmakīrti sonst von den hier vorliegenden Ansätzen zu einer Begriffsanalyse keinen Gebrauch und für den Begriff als Grund ist es in seiner Funktion letztlich gleichgültig, ob er auf weitere Bestimmungen verweist oder nicht. Zusammenfassung Es hat sich gezeigt, daß der Terminus svabhāvaḥ bei Dharmakirti im wesentlichen zwei Bedeutungen hat, die als Bestimmungen ontologischer und logischer Art auftreten, wobei die logische Bedeutung in einer systematisch bewußten Beziehung zur ontologischen Bedeutung steht. Der Grund für die Möglichkeit, dasselbe Wort für die beiden Bedeutungen zu verwenden, liegt darin, daß sich diese Bedeutungen ihrer Wirklichkeit nach nicht unterscheiden; das heißt, es ist nur eine Wirklichkeit auf zweifache Weise Wortgegenstand. Der Unterschied der zwei Bedeutungen geht auf die begriffliche Zerlegung der Wirklichkeit in der Theorie zurück. In der Ontologie bedeutet svabhāvaḥ die Kraft der Dinge, zu wirken, als Prinzip ihres Seins, in der Logik den Begriff als die bestimmte Vorstellung, die sich auf Wirkliches stützen kann. Les Was eine deutsche Übersetzung des Wortes betrifft, so scheint die Wiedergabe durch ein einziges Wort nur durch eine Neuprägung und wörtliche Übersetzung wie ,,Eigenwesen" möglich. Eine solche Lehnübersetzung vermittelt natürlich ihre genaue Bedeutung nicht direkt und bedarf daher ergänzender Definitionen, wie sie die vorliegende Arbeit für zwei wesentliche Funktionsbereiche des Wortes bei Dharmakirti bereitstellen konnte. Dafür hat sie den Vorzug, den gesamten Gebrauch des Wortes svabhāvaḥ auch in der Übersetzung deutlich zu markieren, was sich für Verständnis und weitere Forschung sicher günstiger auswirken dürfte als die Verwendung bestenfalls mehr oder weniger analoger deutscher Wörter für die verschiedenen Bedeutungen. Summary: The object of this paper has been to determine the meaning of the technical term svabhāvaḥ, the key-word of Dharmakīrti's ontology and logič. The study has been confined to the first chapter of his Pramāņavārttikam and his own commentary on it, as it is already 112 Auch Dharmottara meint abschließend zu seiner Erklärung der Parallele im Nyāyabinduḥ nur: „Das ist zu dem Zwecke erklärt worden, daß niemand wegen der Verschiedenheit der Wörter (vācaka-), obschon ein Svabhāva als Grund formuliert wird, irren möge [und etwa annehmen, es handle sich nicht um einen Svabhāva)." (evamartham caitad ākhyātam: vācakabhedän mā bhūt kasyacit svabhāvahetāv api prayukte vyāmoha iti. Nyāyabinduţikā, Patna 1955, 160, 3f.)

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