Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 22
________________ 200 ERNST STEINKELLNER einer Unterscheidung von Beschaffenheit (dharmaḥ) und Beschaffen. heitsträger (dharmi), die nur in der Erkenntnis gegeben ist, und hängt nicht davon ab, ob dieser Unterschied] außerhalb [der Erkenntnis tatsächlich) gegeben ist oder nicht75." Daß Dharmakīrti ferner die Vorstellungen von Beschaffenheiten (Akzidentien) und von Trägern solcher Beschaffenheiten (Substanzen) oder die entsprechenden Wörter auf die beiden möglichen Arten von gemeinsamen Verschiedenheiten der Dinge ihren Wirkungen und ihren Ursachen nach zurückführt, hat sich bereits oben 78 gezeigt. Kommen nun beide Arten von Vorstellungen oder Wörtern mit Bezug auf dasselbe Ding vor, dann hängt die Unterscheidung von Substanz und Akzidens davon ab, welche speziellen Verschiedenheiten des Dinges von anderen Dingen man selber erkennen oder einem anderen mitteilen will??. Diese Verschiedenheiten setzt man dann mit Hilfe eines Eigenschaftswortes als Akzidens und kann, wenn man keine weiteren Verschiedenheiten feststellen will, den undifferenzierten Rest als Substanz festlegen 78. 75 sarva evāyam anumānānumeyavyavahāro buddhyārūdhenaiva dharmadharmibhedena na bahiḥ sadasattvam apeksate. So von FRAUWALLNER wiederhergestellt und als mögliches Fragment des Hetumukham eingeordnet (vgl. FRAUWALLNER, Dignāga, sein Werk und seine Entwicklung. WZKSO 3, 1959, 104 mit Belegstellen und 163). 76 Vgl. p. 191f. 77 VETTER, Erkenntnisprobleme. 57 (Anm. 45), zieht zur Erklärung die Verse PV I 61–62=63–64 heran: „Der Unterschied zwischen Eigenschaft und Eigenschaftsträger besteht in Ausschließung und Nichtausschließung (I, 63). Wenn ich jemand, der eine Kuh noch nicht richtig erkannt hat, darauf aufmerksam machen will, daß dieses Gebilde nicht zum Reiten taugt, dann werde ich auf die Eigenschaft Nichtpferdheit hinweisen. Sollen aber die Möglichkeiten offen bleiben, die sich daraus ergeben, daß etwas kein Pferd ist (z. B. Milchgewinn), so werde ich Nichtpferd' sagen. An dieses Wort für einen Eigenschaftsträger können nun wichtige Bestimmungen geheftet werden. Nenne ich dagegen eine Eigenschaft, dann können sich daran keine weiteren Eigenschaften mehr anschließen. Dafür ist diese Eigenschaft besonders betont. Ich werde je nachdem das eine oder das andere wählen. Die Worte für Substanz (dravyam) und Akzidenz (bhāvah) sind, ohne jede ontologische Bedeutung, lediglich Ausdrücke, die das eine Mal weitere Ausdrücke tragen können, das andere Mal nicht (I, 64)." 78 „Wenn jemand, sofern eine Verschiedenheit [eines Dinges] von mehreren (anderen] Dingen vorliegt, erkennen möchte, ob bei diesem [Ding] eine Verschiedenheit von einem [bestimmten anderen] Ding bejaht oder verneint werden müßte, dann zeigt man eben dieses Ding auf, indem man unter Hinweis vermittels eines Eigenschaftswortes (dharmaśabdena), bei dem alle anderen Verschiedenheiten beiseite gelassen werden, eine — weil die [vorstellende] Erkenntnis (sie) so abbildet - scheinbar (iva) getrennte Beschaffenheit (und) den übrigen Svabhāva [des Dinges] ohne [weiter] zu unterscheiden als Beschaffenheitsträger bestimmt." (anekārthabhedasambhave

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