Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 14
________________ 192 ERNST STEINKELLNER Vereinfachend und unter Kurzschließung der eben beschriebenen kausalen Relation zwischen Ding und Vorstellung kann Dharmakirti dann sagen, daß die besonderen Dinge durch ihren bestimmten Svabhāva die Vorstellungen hervorbringen und daß sich andererseits die Vorstellungen letztlich (-paramartha-) auf die besonderen Svabhāvas stützen 48. Aber nicht nur die Vorstellungen stützen sich in dieser Weise auf den Svabhāva, auch die Wörter, die für die Sonderung vereinbart werden, drücken den Svabhava aus 49. Die Möglichkeit, Vorstellungen von einem Dinge zu haben oder Wörter für es zu vereinbaren, richtet sich daher nach der Möglichkeit, auf Grund der Wirksamkeit der Dinge Verschiedenheiten festzustellen. Von solchen, mehreren Dingen gemeinsamen Verschiedenheiten von anderen Dingen, Sonderungen also, gibt es zwei Arten 50: Man stellt eine solche gleiche Verschiedenheit bei den besonderen Dingen dann fest, wenn die Dinge ein und dieselbe Wirkung hervorbringen, und bezeichnet sie daher als gleich (abhinna-) auf Grund des Unterschieds von den Dingen, die nicht diese Wirkung haben 51. Oder man bezeichnet die besonderen Dinge, wenn sie von einem Ding hervorgebracht werden, als gleich auf Grund des Unterschieds von den Dingen, die nicht von diesem einen Ding hervorgebracht werden 52. Auf diesen beiden Möglichkeiten gemeinsamer Verschiedenheit beruht einerseits die Einbeziehung des besonderen Dinges in eine Klasse, andererseits seine Aufspaltung in Eigenschaften 53. 48 PVSV 57, 3-6 (Übersetzung und Text vgl. oben, Schluß von Anm. 46). ,,Jeder ... handelt ausschließlich in Hinblick auf jene Besonderheit des Dinges, die man Svabhāva nennt. Denn nur diese [Besonderheit] wird so [z. B.,,Kuh"] genannt." (sarva eva.... viseṣam eva bhavasya svabhāvākhyam adhikṛtya pravartate. sa eva hi tathocyate. PVSV 89, 2-4.) 50 tadvad artha api kecit svabhavabhede 'py ekapratyabhijñānādikām arthakriyam kurvantas tadakaribhyo bhedad abhinna ity ucyante, ekena vā 'neko janito 'tajjanyebhyo bhedāt. PVSV 42, 5-8 (zur Übersetzung vgl. VETTER, Erkenntnisprobleme. 54). 49 51 Das ist nach Karnakagomin (PVSVT 180, 13) die Gleichheit der Wirkung nach (kāryadvāreņa). 52 Nach Karnakagomin (loc. cit.) die Gleichheit der Ursache nach (kāraṇadvārena). 53 Vgl. VETTER, Erkenntnisprobleme. 54. Ich darf für diese beiden Möglichkeiten von Sonderung Beispiele in Anschluß an Karnakagomin (PVSVT 180, 9-15) bringen: Der Fall, daß mehrere besondere Dinge die gleiche Wirkung hervor. bringen, ist gegeben, wenn wir feststellen, daß verschiedene Dinge eine gleiche Wirkung wie das gleiche Wiedererkennen oder das gleiche Wassertragen zustande bringen. Darin unterscheiden sie sich gemeinsam von anderen Dingen, von Kühen und Pferden etwa, die diese Wirkungen nicht zeitigen.

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