Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 13
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakirti 191 sachen für ein und dieselbe Vorstellung. Sie werden daher durch die Vorstellung als gleich bestimmt. Da die Wahrnehmungserkenntnisse aber nur durch ihre Ursachen, die Einzeldinge, so beschaffen sind, daß sie eine gleiche Vorstellung bewirken können, sind es mittelbar die Einzeldinge selbst, welche auf Grund ihres jeweiligen bestimmten Svabhāva diese Vorstellung verursachen. 2. Begriff und Begriffsbildung Die Sonderung (apohaḥ) als Gegenstand der Vorstellung und der Wortkonvention beruht also auf dem Svabhāva der Dinge selbst, insofern es dieser ist, der einerseits mit den Svabhāvas anderer Dinge eine gleiche Wirkung und andererseits, indem er an verschiedenen Ursachenkomplexen teilhat, mehrere Wirkungen hervorbringt 47. 47 Das Wesentliche faßt Dharmakirti in den Versen 76—91 = 78—93 zusammen. Vgl. die Übersetzung (aus dem Tibetischen!) von E. FRAUWALLNER (Beiträge zur Apohalehre. WZKM 39/1932, 267 ff.) und die anschließenden Erläuterungen. Die Verse 87-91 = 89—93 sind übersetzt bei VETTER, Erkenntnisprobleme. 57f. Hier mögen die für unser Problem unmittelbar bedeutsamen Verse als Beleg genügen: ,,Die vorstellende Erkenntnis entsteht durch das Erfassen des Svabhāvas der [Dinge) gestützt auf die Verschiedenheit von den Dingen, welche nicht ihre Wirkung haben, und ist, obwohl sie diese [Dinge) zum Gegenstand zu haben scheint, gegenstandslos. Das Vorstellungsbild (rūpam), das in dieser [Erkenntnis] erscheint, als ob es außen, einheitlich und von anderem verschieden wäre, ist wesenlos, weil es nicht die Grundlage der Überlegung ist.“ (tatsvabhāvagrahad ya dhis tadarthevāpy anarthikā | vikalpikā 'tatkāryārthabhedaniştha prajāyate || tasyām yad rūpam ābhāti bāhyam ekam ivānyataḥ vyāvsttam iva nistattvam parikşānangabhāvataḥ Il v. 76—77 = 78–79.) ,,Jedes (sprachliche oder erkenntnismäßige Verhalten des Menschen gegenüber den Dingen] beruht auf der Verschiedenheit der Dinge voneinander. (Dieses Verhalten] hat daher die Sonderung von anderen zum Gegenstand. Und es ist der Ausgangspunkt für das Erreichen der Dinge, wenn eine Verbindung mit den Dingen besteht wie z. B. im Falle der dargelegten Schlußfolgerung." (saca sarvah padārthänām anyonyābhāvasamérayaḥ | tenānyāpohavişayo vastulābhasya cāścayaḥ Il yaträsti vastusambandho yathoktānumitau yatha | v. 80–81 b= 82-83 b.) „Dabei bewirken die (sprachlichen] Bezeichnungen und [vorstellenden] Erkenntnisse, welche auf der Verschiedenheit von jenen [Dingen] beruhen, die diese Wirkung nicht haben, daß auch mehrere [Dinge], sofern sie die gleiche Wirkung haben, als ein und dasselbe behandelt werden. Ebenso faßt man auch ein einziges [Ding], sofern es mehrere [Wirkungen] bewirkt, wenn man diese Seinsweise (bhāva-) in das Licht stellt, auf Grund der Verschiedenheit von den Dingen, die diese Wirkung nicht haben, als mannigfache Beschaffenheiten (dharma-) besitzend auf.“ (tatraikakäryo 'neko 'pi tadakāryānyatāśrayaiḥ | ekatvenābhidhājñānair vyavahāram pratāryate || tathānekakrd eko 'pi tadbhāvaparidipane atatkāryārthabhedena nānādharma pratiyate 1! v. 82—83= 8485.)

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