Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 11
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakirti 189 wie es ist, geht auf seine Ursache zurück 39. Und das abgrenzende Festgelegtsein des Svabhāva ist auch Grund dafür, daß sich die Dinge unterscheiden 40, daß sie besondere sind. II. BEGRIFF 1. Vorstellung und Wirklichkeit Ob menschliches Handeln (pravrttih) Erfolg hat oder nicht, hängt davon ab, ob das ,,Erfüllen eines Zwecks“ bei den Dingen erwartet werden kann. Das ist aber nur möglich, wenn die Vorstellung 41, die man von den Dingen und ihren Eigenschaften hat, und, falls man bei einem anderen Menschen eine Vorstellung zu wecken wünscht, das für diese vereinbarte Wort 42 die Wirklichkeit treffen. Dharmakirti kennt drei Arten von Vorstellungen, solche, die sich auf Wirkliches, auf Unwirkliches und auf beides stützen 43. Für uns sind zunächst nur Vorstellungen wichtig, die sich auf Wirkliches stützen 44 Wie sich die an sich irrige Vorstellung auf Wirkliches stützen kann, zeigt Dharmakīrti mit seiner Lehre von der Sonderung (apohaḥ) 45. 39 ,,Das [bei zwei Dingen) gegebene Verhältnis von Ursache und Wirkung ordnet den Svabhāva [der Wirkung ihrer Ursache) zu." (siddhas tu kāryakāraṇabhāvaḥ svabhāvam niyamayati. PVSV 17, 6f.) 40 „Das Sich-nicht-[aufeinander]-Erstrecken der Svabhāvas [zweier Dinge) bezeichnen wir als [ihre] Verschiedenheit. Und dieses [Sich-nichtaufeinander-Erstrecken*] ist bei [Dingen), die einen Svabhāva besitzen, tatsächlich gegenseitig gegeben. Daher sind sie ausschließlich verschieden." (svabhāvānanugamanam tv anyattvam brūmah. sa ca svabhāvavatām parasparam asty eva ity anyattvam eva. PVSV 147, 8—10.) . * Der Anschluß ist befremdlich, weil Dharmakirti vorher das Neutrum -ananugamanam verwendet. Vgl. aber auch Karnakagomin : sa ca svabhavānanugamah, PVSVT 528, 16. 41 Zu Dharmakirtis Lehre von der Vorstellung (vikalpaḥ, kalpanā), insbesondere vom Entstehen der Vorstellungen, vgl. VETTER, Erkenntnisprobleme. 49ff. 42 Zur Lehre vom Wort vgl. VETTER, Erkenntnisprobleme. 59ff. 43 ,,Der Gegenstand des Wortes ist Inbalt (parinişthita-) der aus anfanglosen (psychischen] Eindrücken hervorgegangenen Vorstellung und ist eine dreifache Beschaffenheit (dharmaḥ), je nachdem er sich auf Seiendes (bhāvah), Nichtseiendes (abhāvah) oder auf beides stützt." (anādivāsanodbhūtavikalpaparinişthitaḥ sabdārthas trividho dharmo bhāvābhāvobhayāśrayaḥ 11 v. 205 = 207.) 44 Zu den beiden anderen Arten vgl. unten p. 195f. 45 Dharmakirtis Apohalehre hat E. FRAUWALLNER in ,,Beiträge zur Apohalehre I: Dharmakirti“ dargestellt (WZKM 37/1930, 259-283; 39/

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