Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 9
________________ Wirklichkeit und Begriff bei Dharmakirti nicht, gibt Dharmakirti nicht; er verweist auf das Faktum und für die Begründung dieses Faktums auf die anfanglose Kette der Ursachen (anadir hetuparamparā) 33. So erweist sich der „Svabhava des Ursachenkomplexes", den Dharmakirti eingeführt hat, um die Eindeutigkeit des Kausalnexus zu retten, als bloßes, bequemes Sigel für die Tatsache, daß das scheinbare,,Zusammenwirken" von Ursachen zur Erzeugung einer einzigen Wirkung ausschließlich aus der anfanglosen Voraussetzung von entsprechend bestimmenden Ursachen zu begründen ist. Andererseits geht das Wirken der einzelnen Ursache niemals isoliert vor sich und der Svabhāva der Wirkung ist immer bedingt durch die Svabhavas 187 33,,Wenn auch [die übrigen Ursachen] diesem Selbst [der einen bestimmten, hervorbringenden Ursache] nach [von dieser völlig] verschieden sind, so ist doch eine bestimmte [unter ihnen] Ursache [derselben Wirkung], eine andere aber nicht. Das ist der Svabhava [der Dinge]." (tenātmanā hi bhede 'pi hetuḥ kaścin na caparaḥ | svabhavo 'yam. v. 167a-c 169a-c|). Und dazu sagt die Vṛttiḥ: ,,Daß alle vom hervorbringenden Selbst (atman-) der einen [Ursache] sich unterscheidenden [übrigen Ursachen] zugleich [mit der einen] hervorbringen müßten oder keine [von ihnen hervorbringen dürfte], das wäre der Fall, wenn es bei diesen [übrigen Ursachen] keinen Unterschied gäbe. Auf Grund eines solchen [Unterschieds aber] ist, obwohl [sie von der einen Ursache] in gleicher Weise verschieden sind, eine bestimmte [von diesen übrigen Ursachen] durch irgendeine zusätzliche Beschaffenheit des Selbst (ātmātiśayāt) [mit-]hervorbringend, eine andere ist es nicht. Denn dieser Svabhava [der hervorbringt] gehört zu ihr, nicht zur anderen. Die Svabhāvas der Dinge verdienen ja keine Befragung [von der Art wie]: ,Warum brennt das Feuer oder ist heiß und nicht das Wasser? Soviel könnte [man] indessen [fragen]: ,Woraus [entsteht denn] dieser Svabhava ?'. Denn, wenn er ohne Ursache wäre, stellte sich die unerwünschte Konsequenz ein, daß er als [gänzlich] unabhängig ohne Einschränkung [auf Ort, Zeit und Zustand] wäre [und daher immer überall in jeder Weise gegeben sein müßte]. Daher sagen wir, daß sich der Svabhava dieses [bestimmten als Ursache gedachten. Dinges] aus seiner Ursache [ergibt]. [Und] auch bei dieser [seiner Ursache ergibt sich] die Tatsache, daß ihr das Hervorbringen dieses [bestimmten Svabhava] eigen ist, wiederum aus einer weiteren Ursache. Das ist die anfanglose Ursachenkette, [und] unter den [von der einen Ursache] verschiedenen [Dingen] ist wohl [nur] ein bestimmtes [Mit-]Ursache, ein anderes nicht, [und zwar] auf Grund des [jeweiligen] Svabhava." (ekasya janakād atmano bhidyamānāḥ sarve samam janaka na va kaścid iti syad etad yady eṣām na viseṣaḥ sambhavet. tato bhedaviśeşe 'pi kutaścid atmatiśayat kaścij janako naparaḥ. sa hi tasya svabhavo naparasya. na hi svabhāvā bhāvānām paryanuyogam arhanti kim agnir dahaty uṣno vā nodakam iti. etavat tu syät kuto 'yam svabhäva iti, nirhetukatve 'napekṣino niyamabhāvenātiprasargāt. tasmāt svabhāvo 'sya svahetor ity ucyate. tasyapi tajjananätmatā tadanyasmād ity anadir hetuparampara, bhinnänām hi kascid dhetur nanyaḥ svabhāvād iti... PVSV 84, 16-85, 1.)

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