Book Title: Wirklichkeit Und Begriff Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 8
________________ 186 ERNST STEINKELLNER vorzubringen, erschließt. Und die Geeignetheit [die Wirkung hervorzubringen] ist nur an den Komplex gebunden (und hängt von keiner anderen Ursache ab]. Sie wird daher als Svabhāva [dieses Komplexes] erschlossen." Es ist also nach der ersten Stelle der die Wirkung hervorbringende Svabhāva als ein solcher des Ursachenkomplexes und nach der zweiten Stelle die als Geeignetheit (yogyatā) bestimmte Beschaffenheit des Komplexes, die Wirkung hervorzubringen, als sein Svabhāva bestimmt. Es läge nun nahe, diesen Svabhāva des Komplexes als eine den im Komplex vereinigten Mitursachen gemeinsame, einzige Kraft im Sinne der saktiḥ Kumārilas 28 zu verstehen. Eine solche Auffassung wird aber von Dharmakirti scharf abgewiesen, wie aus einer Sāmkhya-Polemik an späterer Stelle 29 hervorgeht. Dort antwortet Dharmakīrti auf den Einwand 30, daß es, weil die vielen Mitursachen eine einzige Wirkung hervorbringen, bei ihnen einen einheitlichen Svabhāva (svabhāvānvayah) geben müsse: „Wenn ein Vielfaches, weil es einen einzigen Svabhāva hat, Ur. sache eines einzigen wäre, dann ist der einheitliche Svabhāva dieser (vielen Mitursachen] auch dann gegeben, wenn nur eine einzige [Mitursache aus dem Komplex] vorhanden ist. Weil daher die Ursache (gleichgültig wieviel Mitursachen vorhanden sind) nicht unvollständig ist, könnte auch eine einzige [Mitursache die Wirkung] hervorbringen 31." In Ausführung dieses Arguments zeigt Dharmakirti, daß der„Svabhāva des Ursachenkomplexes" im obigen Sinn nicht als eine ein heitliche Realität möglich ist 32. Was ist er aber dann? Nach den beiden obigen Stellen mag die Antwort überraschen, aber einen solchen „Svabhāva des Komplexes“ gibt es für Dharmakirti in Wirklichkeit nicht. Und wenn er, wie oben, von ihm spricht, dann kann dies nur in übertragenem Sinne gemeint sein, um die Tatsache zu bezeichnen, daß mehrere Ursachen, die aus ihren eigenen Ursachen heraus entsprechend bedingt sind, ein und dieselbe Wirkung hervor. bringen. Eine Antwort auf die Frage, warum bestimmte Ursachen, ob. gleich sie nichts Gemeinsames haben, „miteinander“ wirken und andere . 28 Vgl. HB II. 122f. 29 PVSV 82, 26 ff.; vgl. FRAUWALLNER, Beiträge zur Apohalehre I: Dharmakirti. WZKM 40 (1933) 83ff. 30 PVSV 82, 2683, 6. 31 yady ekasvabhāvatväd aneka ekasya kārakaḥ sa teşām abhinnah svabhāva ekasamnidhäne 'py astity avaikalyāt kāraṇasyaiko 'pi janakah syāt. PVSV 83, 9—11. 32 Vgl. FRAUWALLNER, loc. cit.

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