Book Title: Zum Problem Des Gottesbeweises In Der Indischen Philosophie
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 7
________________ Der Gottesbeweis in der Indischen Philosophie deutet. Damit wird Gott ein wohl ausgezeichneter, aber doch systemimmanenter Bestandteil des ,,Weltmechanismus", dessen Aufgabe es ist, jene unmittelbar veranlassende Ursache zu sein, die Kraft ihrer Geistigkeit geeignet ist, den willkürlichen und gerichteten Prozess von Weltentstehen und Weltvergehen zu erklären, dessen andere Ursachen ungeistig sind. Diese Auffassung zeigt sich deutlich bei dem Gottesbeweis Uddyotakaras, der für den Nyāya jener Zeit strukturell typisch ist: „Durch denselben Beweis (nyāyah), durch welchen das Ursachesein von Gott dem Herrn erwiesen ist, wird auch seine Existenz erwiesen", schreibt Uddyotakara, „denn eine nicht existierende Ursache gibt es nicht. -- Welches ist nun der Beweis für das Ursachesein von Gott dem Herrn? - Folgender Beweis wird vorgebracht: Urmaterie, Atome und Verdienst wirken (pravartante), sofern sie vor ihrem Wirken von einer mit Erkenntnis versehenen Ursache gelenkt sind (buddhimatkāraṇādhisthitāni), weil sie ungeistig sind wie eine Axt usw. Wie eine Axt usw. wegen ihrer Ungeistigkeit nur gelenkt durch einen mit Erkenntnis versehenen Zimmermann wirkt, ebenso wirken die ungeistigen [Prinzipien wie] Urmaterie, Atome und Verdienst. Daher sind auch diese durch eine mit Erkenntnis versehenen Ursache gelenkt." 14) Der diesen Beweis einleitende Gedanke bestätigt die vorgetragene Deutung von Uddyotakaras Gottesbegriff. Für Uddyotakara und mit ihm für den ganzen Nyāya wird Gott nicht deshalb als Ursache der Welt erkannt, weil nur er im vollkommensten Sinn des Wortes existiert, sondern er wird als existent erkannt, weil er als eine Ursache der Welt nachgewiesen wird. Der Grundgedanke dieses Beweises lässt sich folgend darlegen: Die Welt ist ein „Mechanismus" verschiedener Ursachen, so dass es letztlich kein Phänomen gibt, das nicht auf diese Ursachen zurückgeführt werden könnte. Es ist nun nicht so, dass diese Ursachen ohne Gott genügten, um die faktische Realität der Welt zu erklären, und Gott lediglich dieses geschlossene System von Ursachen und Wirkungen in seiner Gesamtheit im Dasein erhielte, ohne selbst Teil dieses Systems zu werden, sondern Gott ist hier tatsächlich systemimmanenter Bestandteil. Fehlte Gott, so würde dieses System selbst eine Lücke aufweisen und der empirisch-faktische Weltablauf nicht vor sich gehen, und 14) NV p. 457, 16-22.

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