Book Title: Zum Problem Des Gottesbeweises In Der Indischen Philosophie Author(s): Gerhard Oberhammer Publisher: Gerhard OberhammerPage 16
________________ 16 Gerhard Oberhammer sen, dann wendet man das methodisch festgestellte ,,Wirkung-UrsacheSein" auf Fälle an, welchen ein anderes ,,Wirkung-Ursache-Sein" zukommt. Wenn daher der Sprachgebrauch für die ,,Gattungen" beider Wirkungen den gleichen Namen gebraucht, so berechtigt dieser Sprachgebrauch in keiner Weise zu einem Schluss auf dieselbe Ursache. Hat man also das ,,Eine-mit-Erkenntnis-versehene-Ursache-Besitzen" aus der Tatsache erkannt, dass alle Fälle, die unter die Vorstellung „vom Menschen verfertigte Gegenstände" fallen, eine „Zusammensetzung" sind, und will man nun deshalb, weil die Welt ebenfalls mit dem Wort ,,Zusammensetzung" bezeichnet werden kann, insofern sie aus Atomen etc. besteht, schliessen, dass die Welt eine „mit Erkenntnis versehene Ursache” besitzt, dann ist dieser Schluss unberechtigt. Es handelt sich bei dem Wort „Zusammensetzung" lediglich um eine Äquivokation, wie wenn man zum Beispiel aus der Tatsache, dass Kuh und Rede mit dem Wort „gauh" bezeichnet werden können, schliessen wollte, dass die Rede Hörner besitze. Nach dieser grundsätzlichen Kritik des Gottesbeweises, in der Dharmakirti nachzuweisen versuchte, dass die zum Gottesbeweis verwendbaren Gründe in ihrer Schlüssigkeit grundsätzlich nicht nachzuweisen sind, geht er dazu über, die Sinnlosigkeit und Widersprüchlichkeit der Gottesvorstellung zu zeigen, und zu zeigen, dass nicht allein der logische Grund des Gottesbeweises unmöglich ist, sondern ebenso der durch diesen Grund zu beweisende Gegenstand selbst : „Wenn ein und dasselbe Ding Ursache und ebenso Nichtursache ist, weshalb wird dieses dann als Ursache betrachtet und nicht vielmehr als Nichtursache? Verwundung und Heilung des Caitra [ergibt sich auf Grund der Verbindung mit einer Waffe beziehungsweise einer Medizin; warum nimmt man nicht einen Pfosten als Ursache an, der damit in keiner Verbindung steht? Ohne Veränderung seines Eigenwesens (svabhāvabhedena vinā) ist auch sein Wirken (vyāpārah) logisch nicht einsichtig. Da er von Ewigem nicht unterschieden ist, ist seine Befähigung dazu schwer zu begreifen. Wenn man etwas anderes als jene [Gegebenheiten, bei deren Existenz etwas existiert, als dessen Ursache annimmt, dann ergibt sich nirgends ein Festliegen der Ursachen. Die Erde usw. ist infolge einer Veränderung ihres EigenwesensPage Navigation
1 ... 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34