Book Title: Zum Problem Des Gottesbeweises In Der Indischen Philosophie
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 20
________________ 20 Gerhard Oberhammer lich dadurch geschehen, dass das Eigenwesen Gottes einen Zuwachs erführe, der es in diesem Zeitpunkt befähigte, Ursache der Welt zu sein. Denn Gegebenheiten, die für sich genommen unfähig sind, würden auch in ihrer Vereinigung unfähig sein, wenn nicht ein Zuwachs des Eigenwesens einträte ...". Selbst wenn also das Wirken Gottes von der Anwesenheit anderer Umstände abhinge, etwa Atomen, Verdienst und Schuld usw., so würde doch die Tatsache bestehen bleibe, dass jede einzelne dieser Ursache für sich genommen unfähig ist, die Welt hervorzubringen. Wenn sich daher bei ihrer Vereinigung im Zeitpunkt des Hervorbringens der Welt nicht eine neue Situation ergäbe, wären sie auch in dieser Vereinigung unfähig. Damit kann aber nur das Neue, das im Zeitpunkt der Weltentstehung die Eignung besitzt, diese hervorzubringen, als Ursache angesprochen werden. Wenn also dieses Neue im Eigenwesen Gottes enthalten sein sollte, was notwendig wäre, um Gott als Ursache der Welt aufzufassen, dann müsste sich Gottes Eigenwesen in irgendeiner Form verändern. Für eine ewige Substanz ist aber eine Veränderung auch in Form eines Zuwachses des Eigenwesens undenkbar. Durch die Annahme, dass Gott Ursache der Welt sei, würde weiters das Ursache-Sein natürlicher Gegebenheiten, wie das Ursache-Sein Gottes selbst, als erkennbares Faktum aufgehoben werden. Geht man nämlich von der Analyse des Seienden aus, so ergibt sich folgendes. Der „Querschnitt" von Seinsgegebenheiten, der mit dem gegenwärtigen Zustand der Welt identisch ist, ist durch die Seinsgegebenheiten des „Querschnittes" im unmittelbar vorhergehenden Zeitpunkt kausal bedingt usw., es lässt sich in dieser Kausalkette von Seinsgegebenheiten keine Lücke und eigentlich auch kein Ende finden. Mit anderen Worten, es muss sich grundsätzlich für jeden beliebigen Augenblick des Weltprozesses ein „Querschnitt" von Seinsgegebenheiten angeben lassen, durch den dieser kausal bedingt ist. Da nun jeder ,,Querschnitt" die Eignung besitzen muss, die Seinsgegebenheiten des nächstfolgenden hervorzubringen, und zwar in sich ohne Zutun Gottes, da Gott ja in jedem Augenblick in gleicher Weise anwesend ist. So sind zum Beispiel Erde, Wasser, Licht usw. die empirisch-methodisch feststellbaren Ursachen für das Wachstum des Samens. Wollte man an Stelle dieser Ursachen Gott als Ursache annehmen, dann würde jede Konstanz des Wirkung-Ursache-Seins aufgehoben werden, weil man dann, ein „unverifizierbares" Element den „verifizierbaren" Ursachen substi

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