Book Title: Zum Problem Des Gottesbeweises In Der Indischen Philosophie
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 19
________________ Der Gottesbeweis in der Indischen Philosophie 19 bestimmten Zeitpunkt, und zwar so, dass der „Querschitt" dieser kausalbedingten Existenz-Sukzession im Zeitpunkt A die Ursache ist für die durch den Querschnitt" im Zeitpunkt A + i bestimmten Gegebenheiten. Wenn daher im vorliegenden Falle die Welt in einem bestimmten Zeitpunkt entsteht - auch wenn nach Lehre des Nyāya ihre Bauelemente ewig sind — dann muss den raum-zeitlichen Gegebenheiten im Augenblick ihrer Entstehung die Eignung zukommen, die Welt hervorzubringen. Diese raum-zeitlichen Gegebenheiten sind die „Ursache" der Welt. Wenn sie aber Ursache der Welt sind, dann muss ihr Eigenwesen darauf hingeordnet sein, die Welt hervorzubringen, und die durch sie verursachte Welt muss in ihrem Eigenwesen darauf hingeordnet sein, von diesen hervorgebracht zu werden. Wäre dies nicht so, dann könnte die Welt nur ewig oder überhaupt nicht sein. Denn ,,etwas, das keine Ursache hat, ist, da es von anderem unabhängig ist, entweder ewig seiend oder überhaupt nicht. Denn das gelegentliche Entstehen der Dinge geschieht in Abhängigkeit”. Das „Entstehen in Abhängigkeit" hängt aber von der. Eignung gewisser zeitlicher Gegebenheiten ab. Ist nun Gott jene Gegebenheit, welcher im Zeitpunkt der Weltentstehung diese Eignung zukommt, wie der Nyāya annimmt? ,,Wenn ein und dasselbe Ding Ursache und ebenso Nicht-Ursache ist", schreibt Dharmakirti, „weshalb wird dieses dann als Ursache betrachtet und nicht vielmehr als Nicht-Ursache?” Was ist der Grund dafür, dass man Gott als jene Gegebenheit betrachtet, welche die Eignung besitzt, die Welt hervorzubringen? Die Welt entsteht in Abhängigkeit, d.h. in einem bestimmten Zeitpunkt. Wenn Gott jene Gegebenheit wäre, welche diesem Zeitpunkt die Eignung, die Welt hervorzubringen, verleihte, dann müsste die Welt bereits seit Ewigkeit her entstanden sein, weil Gott ewig ist. Wollte man trotzdem annehmen, dass Gott die Welt in einem bestimmten Zeitpunkt hervorbringe, dann wäre dies eine leere Behauptung, wie wenn man sagte, dass die Verwundung des Caitra durch einen Pfosten bewirkt sei, der damit in keiner Beziehung stehe. Wenn man aber annähme, dass Gottes Eigenwesen vor Erschaffung der Welt die Eignung nicht besass, die Welt hervorzubringen, und er trotzdem in einem bestimmten Zeitpunkt Ursache der Welt sein sollte, dann könnte dies nach Dharmakīrtis Kausalitätsauffassung ledig

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