Book Title: Zum Problem Des Gottesbeweises In Der Indischen Philosophie
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 31
________________ Der Gottesbeweis in der Indischen Philosophie 31 Gottesbeweises abzuschliessen sei noch ein kurzer logischer Exkurs angefügt. Man muss sich nämlich fragen, wie sich Trilocanas Lehre von der „Abhängigkeit auf Grund des Realen" formallogisch ausdrücken lässt, beziehungsweise ob Trilocana diese formallogische Formulierung seiner Lehre durchgeführt hat. Nun findet sich tatsächlich eine Lehre, die um 800 n. Chr., also etwa zur Zeit Trilocanas, entstanden sein muss 44) und die Jayanta in seiner Nyāyamañjari folgend beschreibt 45): „Andere nehmen an, dass man die Besonderheit des geistigen Urhebers! genötigt durch das Dem-[konkreten)-Subjekt-Zukommen (pakşadharmatābalāt) erkennt. Denn eine derartige Welt etc., die sichtbar ist in mannigfaltigen Formen, die unendlich ist und die Vielfalt von Freud und Leid unendlich vieler Wesen bewirkt, kann nicht als Wirkung eines nicht-ausserordentlichen geistigen Wesens entstehen. Ebenso wie man, hat man Sandelholzrauch, der von gewöhnlichem Rauch unterschieden ist, gesehen, schliesst, dass es sich um ein Feuer init Sandelholz handelt, wird man auf Grund einer unterschiedenen Wirkung auf einen unterschiedenen Urheber schliessen, (oder wie man auf Grund schöner Kleider [schliesst], dass der Weber [dieser Kleider ein geschickter Mann gewesen sein muss. — Und wie ein Töpfer, nur sofern er die Entstehungsart der Gesamtheit aller Töpfe etc. sowie ihren Zweck etc. kennt, Urheber dieser gesamten Wirkungen ist, ebenso kann Gott der Herr nur Urheber (der Welt] sein, wenn er die Art von Entstehen und Vergehen, den Zweck und die Mannigfaltigkeit dieser Dreiwelt kennt, welche Mittel für Freud und Leid einer grenzenlosen Zahl von Wesen ist. Darum ist er allwissend." 46) In diesem Text ist Trilocanas Lehre von der „Abhängigkeit auf Grund des Realen" ersetzt durch die Lehre, dass die Besonderheit „genötigt durch das Dem-[konkreten]-Subjekt-Zukommen" (pakşadharmatābalāt) der beweisenden und zu beweisenden Gemeinsamkeit 44) Soweit sich anhand der Texte feststellen lässt, muss diese Lehre in der Zeit zwischen Kamalasila (ca 740-795 n. Chr.), der sie noch nicht kennt, und dem Schüler Trilocanas, Vācaspatimiśra (erste Hälfte des 9. Jh. n. Chr.), der sie bereits in seinem Frühwerk Nyāyakaņikā behandelt, entstanden sein. 45) Da Vācaspatimiśra in seiner Darstellung Lehren Trilocanas – z.B. die Lehre, dass die „Abhängigkeit des Wesens" durch eine denkerische Einsicht (mānasa pratyakşam) festgestellt wird - aufgegeben hat, wähle ich hier die weniger ausführliche Darstellung Jayantas, der offenbar wohl Trilocana, aber nicht Vācaspatimiśra als Quelle verwendet. 46) NM I p. 183, 28-184, 4.

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