Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

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Page 2
________________ 152 Piotr Balcerowicz Akalanka und die buddhistische Tradition 153 (schlüssigen) Beweis der Abwesenheit eines unter normalen Umständen sichtbaren Dinges aufgrund von dessen Nichtwahrnehmung (drtyanupalabdhi), erörtert wurde. Dies werde ich zunächst, teilweise als eine Rekapitulation von bislang recherchierter Problematik (anuvddaprakarena), schildern. Im Folgenden wird - sozusagen vidhanuprakarena, mit der Intenti. on, die bisher wenig erforschte Thematik (vidheya) zu erleuchten - die logische Struktur dieses Arguments analysiert: es werden aber auch gewisse pragmatische Voraussetzungen besprochen, die dem Argument zugrunde liegen. Vor allem wird eine Antwort auf die Frage angestrebt, welche Erwägungen u.a. erkenntnistheoretischer Natur Akalanka dazu veranlassten, dieses Argument als beweiskraf tig aufzunehmen, und welche Folgen es für den ontologischen Aufbau hat. Es soll verdeutlicht werden, wie Akalanka, ausgehend von ähnlichen Prämissen (z. B. der Unsichtbarkeit von Atomen und des momentanen Verfallens der makroskopischen Objekte) wie Dinnaga in der Alambanaparikså und Dharmakirti im Pramanavarttika, welche die Existenz der phänomenalen Welt, die üblicherweise in der manifestierten Form unbesehen angenommen wird, und die Exis. tenz des unvergänglichen Subjekts leugnen, ein Gegenergebnis erreicht. Darüber hinaus mag der von Akalanka als ein vollkommen schlüssig postulierter Beweis der Existenz eines Gegenstands, der von seiner Natur her der Wahrnehmung nicht zugänglich ist (Schlussfolgerung aufgrund der Nicht wahrnehmung von Unsichtbarem), zunächst verwunderlich erscheinen; er geht aber auf ein Argument der Nichtwahrnehmung von Unsichtbarem (ady&ydupalabdhi) zurück, das bereits von Dharmakirti im Pramanavärttika, im Anschluss an einen Der Charakter, die Voraussetzungen und die Implikationen der "Nichtwahrnehmung von Unsichtbarem" - direkt mit dem als letzter von drei logischen Gründen im Dharmakirtischen System angenommenen Beweismittel der zweifachen Nichtwahrnehmung (anupa. labdhi) verbunden, neben dem Grund der Wirkung (karyahetu) und dem Grund des Eigenwesens (svabhavahetu) - wurden bereits gelegentlich im Kontext der buddhistischen erkenntnistheoretischen Tradition u.a. in Yaita 1985a und b, van Bijlert 1989: 102-107, Iwata 1991, Katsura 1992, Tillemans 1995 sowie Kellner 1997, 1999, 2001 und 2003 erörtert. 2.1.1 Laut Dharmakirti kann man mittels dieses Beweises von Nicht wahr. nehmung, welche als "Nichtauftreten von Erkenntnismitteln" definiert ist, die Abwesenheit (abhāva) eines Gegenstands feststellen, vorausgesetzt, dass er sichtbar (dréya) ist, oder, um die Idee genauer auszudrücken: Auf Grund der Nichtwahrnehmung eines sichtbaren Objekts erlangt man entweder die sichere Erkenntnis, dass das Objekt nicht vorhanden ist, oder nimmt an, dass das Objekt nicht vorhanden ist, und handelt dementsprechend (asaduyavaharajabhavavyavahara). deren (nicht) wahrnehmbar", obwohl das Konzept von drdyatva sich z. B. in den jinistischen und buddhistischen Traditionen keineswegs nur auf das Sehvermögen beschränkt. Vor allem in solchen Ausdrucken wie "Nichtwahrneh mung von Sichtbarem" (drtydrupalabdht) möchte ich damit die unterschiedliche Ableitung der zwei Kompositumsglieder (drs, upalabh) hervorheben und beibehalten, die auch verschiedene Konnotationen haben können: andernfalls würde "Nicht wahrnehmung von Nichtwahrnehmbarem" etwas wie *adrdyddrati oder "anupalabhyanupalabdhi andeuten. Andererseits benutzt Dharmakirti selbst mindestens einmal den Ausdruck upalabhyanupalabdhi (PVSV, 69.22-23 = PVSV, 104.27-28: nimittam hy asacchabdavyavahardnam upalabhydrupalabdhih.) Ferner finden wir auch gelegentlich, dass (a)drdya/(a)drsfa und (an) palabdha nebeneinander gestellt und nuanciert werden, z. B. die in n. 185 zitierte Stelle aus dem VN (drdyam sad anupalabdham) oder VNT, zitiert in n. 11 (drayam sadanupalabdham). Dementsprechend bedeutet dyala/drsya "etwas von Natur her Wahrnehmbares", "mit wahrnehmbarer Natur versehen" oder "potenziell wahrnehmbar", wpalabdha dagegen "etwas durch ein Sinnesorgan Aufgenommenes" oder "etwas, das in der Wahrnehmung tatsächlich aufgetreten ist". Nach dieser Konvention bedeutet also "unsichtbar" in diesem Aufsatz durchweg "keinem Sinnesorgan zugänglich" Vgl. PVSV p. 2.3= PVSV,p. 2.14-15: ta ete karyasvabhavdrupalabdhila kpa. nas trayo helavah; NB 2.10-11: trirapani ca Iriny eva lingdri, anupalabdhih svebhavah karyam ceti. + PVSV, ad 3.5ab: apraviti pramananaman palabdhih. PV, 3.5c: asajjnanaphala = PVin II p. 11.12-13: med par nges pa'i 'bras bu can/ mi dmiga. Siehe auch n. 6. HB 4.30, p. 216.18-19: upalabdhilaksanaprdplasyon palabdhir abhavahe. tur abhavavyavaharahetur id. Vgl. HB 3.33, p. 4.13-16: anupalabdhav apy anvayanidcayo 'sadwyavaharasyopalabdhilaku naprdplanupalabdhimaire votlindhanan nimittantarabhāvopadarkanat; PVin III: asaduyavahdrayogyala.

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