Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context Author(s): Johannes Bronkhorst Publisher: Johannes Bronkhorst View full book textPage 8
________________ Nichts garantiert, daß die Suche nach dem Ursprung des Buddhismus uns viel über den Buddhismus lehren kann. Ist das, was die moderne akademische Forschung über Jesus sagt, notwendigerweise auch das, was Christen als Kern ihrer Religion anerkennen? Dies ist sicher nicht selbstverständlich und im Falle des Buddhismus sehr wahrscheinlich falsch."Viele, vielleicht sogar die meisten akademischen Forscher sind wohl einverstanden, daß viel von dem, was in den kanonischen Texten enthalten ist, nicht mit der Lehre des historischen Buddha übereinstimmt. Die von mir gerade dargestellte Methode ist vergleichsweise konservativ in dem Sinne, daß sie versucht, im Prinzip so viel wie möglich in den alten Texten als authentisch anzuerkennen. Aber auch diese Methode ist gezwungen, viele sehr wichtige Lehren und Methoden des späteren Buddhismus als nicht authentisch zur Seite zu schieben. Und die Frage, was der frühe Buddhist geglaubt, gefühlt und erlebt hat, ist hier überhaupt nicht berührt worden. Und trotzdem haben unsere Überlegungen etwas ans Licht gebracht, das den Buddhismus in grundsätzlicher Weise von christlichen und sonstigen abendländischen Vorstellungen unterscheidet. Der Buddha ist nicht einfach ein Mensch, der bestimmte Erfahrungen gehabt hat; er ist vielmehr ein Wesen, das den menschlichen Zustand ein für allemal überwunden hat; Rückfall ist bei ihm außer Frage. Diese Vorstellung hat den Buddhismus in wahrscheinlich all seinen Erscheinungsformen begleitet, und unsere geschichtliche Analyse legt nahe, daß der historische Buddha selber auch dieser Meinung gewesen ist; wir haben uns gerade mit der Frage befaßt, ob er vielleicht sogar recht gehabt hat. Dieser Umstand macht Vergleiche mit christlichen Mystikern äußerst gefährlich und irreführend. Christliche Mystiker sind ja Menschen; Buddhas, wenigstens von buddhistischer Sicht her, sind es eben nicht. Versen Spuren des alten und ursprünglichen Buddhismus. Der japanische Gelehrte Noritoshi Aramaki tut dies ganz systematisch", andere tun es mehr oder weniger bei Gelegenheit." Gründe für die Altertümlichkeit von Teilen dieser Sammlungen gibt es nun tatsächlich. Einige werden schon in einer Inschrift des Asoka erwähnt, andere werden anderswo im Kanon zitiert, ihre Sprache ist altertümlich." Es ist sicher nicht auszuschließen, daß einige dieser Sammlungen wirklich das älteste sind, das uns in relativ unveränderter Gestalt bewahrt geblieben ist. Sollte man sich also bei der Rekonstruktion des ursprünglichen Buddhismus auf diese Verse be. schränken? Hier ist zuerst zu beachten, daß tatsächlich die alten Versammlungen als Grundlage für die Untersuchung nicht immer zum gleichen Schluß führen wie die Lehrreden in Prosa. Die Frage ist vor kurzem durch Lambert Schmithausen besprochen worden in Zusammenhang mit seinen Untersuchungen über das Empfindungsvermögen von Pflanzen im ältesten Buddhismus. Geht man von den Versammlungen aus, liegt der Schlußnahe, daß der Buddhismus am Anfang Pflanzen als lebendige Wesen betrachtet hat, wie es der Jinismus und die vedische Religion taten. Die Lehrreden hingegen vermeiden es, Pflanzen als empfindungsfähig und lebendig zu bezeichnen. Schmithausen versucht, diese zwei Arten von Quellen zu versöhnen durch die Annahme, das Empfindungsvermögen von Pflanzen würde im frühen Buddhismus als Grenzfall betrachtet. Als Lösung scheint dies sehr plausibel, ändert aber nichts an dem Sachverhalt, daß die Verssammlungen öfters den anderen Religionen Indiens, besonders dem Jinismus näher sind als die Lehrreden in Prosa. Jinistischen Einfluß in mehre. ren dieser Verse haben auch andere Gelehrte betont." Und man hat den Appendix: Die Versliteratur des alten Buddhismus Verschiedene Gelehrte haben Teile der im alten Kanon erhaltenen Versliteratur als besonders alt identifiziert und suchen gerade in diesen alten har en 24-27 permokkha rhes Colleg " Siehe z. B. N. Aramaki, A Text-strata-analytical Interpretation of the Concept .pancaskandhas", in: The Humanities (College of Liberal Arts) 26 (1980) 1-36; ders., The Development of the Term patimokkha' in Early Buddhism. Premier Colloque Etienne Lamotte (Bruxelles et Liège 24-27 septembre 1989) (Publications de l'Institut Orientaliste de Louvain; 42), Louvainla-Neuve 1993, 33-49, ders., Some Precursors of the Subconscious Desire in the Attadanda. Sulta, in: Zinbun (Annals of the Institute for Research in Humanities) 28 (1993) 49-94. Vel. T. Vetter. Some Remarks on Older Parts of the Suttanipata, in: D. Seyfort RuegeL. Schmithausen (Hrsg.), Earliest Buddhism and Madhyamaka (Panels of the Vilth World Sanskrit Conference, 2), Leiden u. a. 1990, 36-56. 10. von Hinüber, A Handbook of Pali Literature (Indian Philology and South Asian Studies; 2), Berlin u. a. 1996, 49. # L. Schmithausen, The Problem of the Sentience of Plants in Early Buddhism (Studia Phi. lologica Buddhica: Monograph Series: 6), Tokyo 1991, 67 f. R. Gombrich, The Buddha and the Jains, in: Asiatische Studien 48 (199419951), 1069-1096, hier: 1078 1. W. 8. Bollée (The Pädas of the Sultanipata, with Parallels from the "Ahnlich P. Harrison, Searching for the Origins of the Mahayana: What are we looking forlin: The Eastern Buddhist (N. S.) 28 (1995) 48-69, hier: 49. * Vgl. in diesem Zusammenhang z. B. den Aufsatz von Richard King Is ,Buddha-nature Buddhist? Doctrinal Tensions in the Srimala Sütra- an Early Tathagatagarbha Text, in: Numen 42 (1995) 1-20, wo die Frage, ob eine später entwickelte Vorstellung wie die des TathagataRarbha wirklich buddhistisch ist, behandelt wird. 204 205Page Navigation
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