Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 22
________________ Proprium in apologetischer Literatur zu finden? ständlich, daß viel von der Auswahl der Textstücke abhängt. Die Texte, auf die sich Herr Bronkhorst bezieht, sind stark apologetischer Art, haben ihren Sitz im Leben vorwiegend in den Jaina-Polemiken dieser Zeit. Das ändert nichts daran, daß auch sie das Zentrum der buddhistischen Lehre betreffen können. Ohne Jinismus und es jetzt beweisen zu können, bin ich persönlich frei Buddhismus im lich der Meinung, daß sie das nicht tun. Bei der un Einflußbereich en Fülle von Texten wird es also immer wie, brahmanischer der auf jene Auswahl ankommen, die man in einem bestimmten Zusammenhang trifft. Im Sinne des Vorhabens, das uns hier zusammengeführt hat, wird man jedenfalls versuchen, auf das Bedacht zu nehmen, was Theologen für das Gespräch mit dem Buddhismus an Anregungen suchen. Das wird hinsichtlich der vielfältigen Möglichkeit unterschiedlicher Textauswahl immer wieder zu verschiedenen Zugängen führen. Falczyński Es wäre interessant zu wissen, ob es im älteren Buddhismus - ähnlich wie dann schon sehr früh im Christentum - eine apologetische Literatur gibt, die darauf abhebt, in der Verteidigung der eigenen Lehre ihr Proprium darzulegen? Steinkellner Eine eigentlich apologetische Literatur gibt es im älteren Buddhismus m. E. wohl nicht. Was es gibt, sind Erklärungen, wie bestimmte Konzepte der indischen Kultur auf besondere buddhistische Weise zu verstehen sind, zum Beispiel durch die Beantwortung der Frage, was ein wahrer Brahmane sei. Bei anderen Konzepten, etwa der Idee einer naturgegebenen Kastenordnung, die der Buddhismus ablehnt, entwickelt sich in der gegen die Kastenordnung vorgetragenen Polemik so etwas wie eine Apologetik für die eigene Sichtweise. Oft ist auch im rhetorischen Charakter der Reden des Buddha sichtbar, daß er Suchenden die Sackgassen ihrer Positionen zeigt und die eigene Lösung anbietet, die angenommen werden kann oder auch nicht. Eine Apologie entwickelt sich daraus aber nicht. Das entspricht eigentlich nicht dem Charakter der Tra dition, denn der Buddha drängt sich nicht auf, braucht sich also auch nicht zu verteidigen. Wer seine Worte für sich akzeptieren kann, nimmt sie an, weil er sie gut findet, nicht weil sie gut verteidigt worden sind. Wer sie nicht akzeptieren kann, geht weiter. Bsteh P. Es gibt jinistische Wallfahrtsstätten, wie beispielsweise in Sravana Belgola, wo brahmanische Prie. ster brahmanischen Kult verrichten. Ist das als Hinweis zu werten, daß von seiten brahmanischer Kreise versucht wurde bzw. wird, jinistische Lehren in ursprüng. lich hinduistisches Material rückzuführen? Gibt es ähnliche Tendenzen auch im Verhältnis zum Buddhismus? Und hat das die Quellenlage beeinflußt? Bronkhorst Die Frage, ob Brahmanen dazu neigten und neigen, den Buddhismus auf verschiedene Weise zu absorbieren, wird wohl zu bejahen sein. Ohne jetzt auf Einzelheiten in dieser Frage eingehen zu können, wird man feststellen, daß ihnen das auch da und dort gelungen ist. Wurden in einer bestimmten Zeit die buddhistischen Zentren vernichtet oder sind sie auf andere Weise verschwunden, so hat die buddhistische Bevolkerung nicht lange überlebt. Wenngleich mit dieser Frage nicht sehr vertraut, würde ich ihr, sowohl was den Buddhismus wie auch den Jinismus anbelangt, im großen und ganzen doch zustimmen. Im Falle des alten Buddhismus hat diese Problematik freilich die Quellenlage nicht beeinflußt. Mit einiger Vorsicht wird man im allgemeinen sagen können, daß die Buddhisten, solange sie auch tatsächlich geschrie. ben haben, dies unabhängig getan haben. Die Texte lassen sich klar identifizieren. Eventuelle Einflußnah. men geschahen auf subtilere Weise. Steinkellner Aus der Nähe zu Ritualen kann meines Wissens kein innerer Nexus, ein Vertreibungskonnex sozusagen, zwischen der Ausübung eines brahmanischen Kultes an einer (ehemals) jinistischen Stätte etwa bestehen. Es ist eher umgekehrt der Fall. So sind die Jainas heute eine florierende Gemeinde, und ihre Prä ???

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