Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 24
________________ nen näher zu bestimmen sei. Meine Antwort hattheoretischen Charakter, sie ist eine unter anderen Theorien. Sollte sich herausstellen, daß eine Theorie, für die man sich entschieden hat, nicht stichhältig ist, so würde ich dies in meinem Falle zwar bedauern, darin aber das mögliche Schicksal jeder wissenschaftlichen Arbeit sehen. In ihrem Verhältnis zum Buddhismus kam den anderen Religionen, wie ich hoffe, deutlich gemacht zu haben, jedenfalls eine sehr vitale Funktion zu. Und für diese Beziehung wollte ich ein klares theoretisches Konzept vorlegen. Ohne die Textstellen im buddhistischen Kanon, die über die anderen Religionen handeln, hatte dieses Konzept nicht erarbeitet werden können. Das sollte methodisch klar abgesichert werden - so daß man genau weiß, welche Theorie ich vertrete und warum man sich gegebenenfalls gezwungen sieht, eine andere Theorie für richtig zu halten. Ob es zulässig ist, aus einer gegebenen Ähnlichkeit mit anderen Traditionen, insbesondere mit dem Jinismus etwas hinsichtlich der Besonderheit und Wesensart des ältesten Buddhismus zu folgern? Wenn ich früher gemeint habe, daß die Wissenschaft zwingende Schlüsse ziehen kann, so glaube ich das heute nicht mehr. Es war für mich eine große Erleichterung zu entdecken, daß es so etwas wie eine absolute Gewißheit in der Wissenschaft ganz allgemein nicht gibt, sondern nur Theorien. Damit erübrigt sich auch für mich der Vorwurf einer Zirkelargumentation: Habe ich doch nichts zu beweisen gesucht, sondern nur einen Vorschlag gemacht und zu zeigen versucht, daß die Texte im Sinne dieser Theorie verstanden werden können. Solange die aufgestellte Theorie nicht widerlegt wird, kann ich sie als akzeptabel betrachten. Fragen zur Wisse kann man, so haben wir weiter gefragt, auf Verehrung des die Frage nach dem Ursprung überhaupt ganz ver. Buddha zichten oder die Frage als wenig relevant bezeichnen? Haben jene Menschen recht, die heute im Buddhis mus etwas erkennen wollen, was ihnen eine Zukunftsperspektive vielleicht in religiöser Hinsicht vor Augen führt, dabei aber auf die Frage nach Tradition und Ursprung verzichten? Oder taucht die Frage in all diesen Diskussionen und Suchbewegungen nicht doch immer wieder auf? Bronkhorst Die Frage kann bedeuten, ob und in welchem Maße sich die Buddhisten selbst gezwungen sehen, sich mit ihren Ursprüngen zu beschäftigen. Diese Frage müssen sie im Grunde selbst beantworten. Tatsächlich ist nicht zu übersehen, daß sie an ihrem Buddha interessiert sind und sich gerne auf das Buddha-Wort berufen. Wenn sie das, jedenfalls in ihren (indischen) Texten tun, so spricht das dafür, daß sie wirklich glauben, das Wort des Buddha zu zitieren, ansonsten würden sie wahrscheinlich nicht mehr als Buddhisten leben können. Natürlich sind alle Menschen früherer Generationen schon tot, man kann sie nicht mehr darüber befragen. Was wir jedoch von ihnen wissen, spricht alles dafür, daß sie ihren Glauben tatsächlich auf das Buddha-Wort gründeten und die Frage nach dem Ursprung ihrer Tradition für sie daher offensichtlich wichtig war. Der Historiker interessiert sich naturgemäß auch für den Ursprung einer Bewegung, weil er sie verstehen und an ihrem besseren Verständnis selbst mitarbeiten will. Aufs Ganze gesehen freilich geht es darum, überhaupt zu verstehen, was mit unserem Menschengeschlecht auf dieser Erde geschehen ist, nicht nur physisch, sondern auch geistig-spirituell. Da schiene es willkürlich, auf das Studium des Ursprungs einer so bedeutenden Bewegung wie der des Buddhismus von vornherein verzichten zu wollen. Wisse in einem dritten Fragenkreis beschäftigte man sich in unserem Arbeitskreis mit der Verehrung, die dem Buddha schon zu Lebzeiten und nach seinem Sterben zuteil wurde. Man war sich klar darüber, daß die Antwort auf diese Frage in hohem Maße vom Verständnis das Gewicht der Frage nach dem Ursprung 236 237

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