Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 25
________________ dessen abhängt, was das Göttliche bzw. Begriffe wie Vergöttlichung, Divinisierung u. a. bedeuten, einerseits, und daß die betreffenden Inhalte und Zusammenhänge zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Strömungen innerhalb des Buddhismus- ins besondere, wenn man dabei an die Frühzeit denkt, in der Symboldarstellungen im Vordergrund standen, und an die späteren Entwicklungen im Mahāyāna-Buddhismus unterschiedlich verstanden wurden, ander. seits. In jedem Falle müßte dabei dem Umstand Rechnung getragen werden, daß im allgemeinen in der Tradition Indiens dem Lehrer und Meister eine besondere Anerkennung, ja Verehrung von seiten des Schülers zuteil wurde und wird. 238 Bronkhorst Die Frage ist eine gute Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß man die Buddhaschaft nicht ohne weiteres mit einer bestimmten Art als Mensch zu leben und des Menschseins überhaupt gleichsetzen darf. Die meisten Buddhisten sehen vielmehr in der Buddhaschaft eine Wirklichkeit, die erhaben ist über das Menschliche, wie wir es eben im allgemeinen als mit Schwachheiten, Unzulänglichkeiten und Leiden behaftet erleben. Der Buddha ist in wesentlichen Belangen mehr als ein Mensch. Er hat vielleicht noch einen Körper. Doch erkennen auch die Götter die Buddhaschaft des Buddha an und sehen in ihm einen, der auch über die Götter erhaben ist. Will man den Buddhismus verstehen, darf man diesen Aspekt nicht bagatellisieren. Demgegenübertritt auch die Frage nach dem Götterbegriff im Buddhismus ganz allgemein und in seiner besonderen Ausformung im Mahayana-Buddhismus zurück. In diesem Zusammenhang ist die Frage der Darstellung buddhistischer Glaubensinhalte in der Kunst ohne Zweifel von großer Bedeutung. Hat man im Gefolge von Foucher' gedacht, daß man in der Frühzeit alles abgebildet habe ausge Vgl. A. Foucher, La vie du Buddha, d'après les textes et les monuments de l'Inde (Bibliothèque Historique), Paris 1949. Religion' im allgemeinen und als konkrete Lebensanweisung nommen die Buddhagestalt selbst, so gibt es darüber heute im Studium der indischen Kunst eine lebhafte und interessante Kontroverse. Wisse Religion und Psychologie eine Frage, die sich nicht nur im Kontext des Buddhismus, sondern von Religion überhaupt stellt. Eine Frage, die aber eine unvermutete Wende genommen hat in unserem Arbeitskreis, wenn man bedenkt, daß im christlichen Ambiente Ordensgemeinschaften auch heute noch als religio' bezeichnet werden und ihre Mitglieder als ,religiosi'. Entspräche dieses besondere Begriffsverständnis auch einem ursprünglichen Verständnis von Religion, inwieweit wäre dann auch von da her der Buddhismus als Religion anzusprechen? Hat doch der Buddhismus für seine Anhänger, ob dies nun, Mönche im engeren Sinne waren oder,Laien', in erster Linie Lebensanweisungen, konkrete, wenn man so will auch pragmatische Orientierungshilfen gegeben. Bronkhorst Jeder weiß, daß die Frage, ob der Buddhismus eine Religion ist oder nicht davon abhängt, was man unter Religion versteht. Persönlich meine ich, daß hinter dem Begriff, Religion' ebenso wie hinter dem Begriff,Psychologie' wie hinter allen anderen Begriffen nichts Wesentliches dahintersteckt, zumindest ist es eine offene Frage für mich. Es sind nur Worte, Worte, die an das Wesen der Dinge nicht herankommen bzw. die zeigen, daß es ein solches Wesen der Dinge gar nicht gibt. Ganz anders liegt die Frage, wenn man dabei konkret wird, konkrete Aspekte dabei benennt. Sagen Sie also, was Sie damit konkret meinen, dann kann ich Ihnen aus meiner Sicht der Dinge sagen, ob dies im Fall des Buddhismus zutrifft oder nicht. Für einen Historiker mag es interessant sein zu untersuchen, wie ein Begriff wie Religion' im Lauf der Geschichte verstanden wurde. Eine aktuelle Frage aber, ob der Buddhismus eine Religion ist, ist in dieser allgemeinen Form für mich eine Nicht-Frage. 239

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