Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 31
________________ ,Kanon' - aufgrund der Akzeptanz durch eine religiose Gemeinschaft an Traditionen denken, die einander beruhren und die sich am Kanon orientieren, wo es nutzlich und angebracht erscheint. Vanoni Der Hinweis, dass zum Kanon - wenn man diesen mit Heiliger Schrift gleichsetzt - immer eine religiose Gemeinschaft gehort, die ein bestimmtes Korpus von Schriften als fur ihren Glauben grundlegend und verbindlich akzeptiert, mag fur den Vergleich mit anderen Religionen hilfreich sein. So gibt es mindestens drei unterschiedliche christliche Kanons: einen katholischen, einen evangelischen und einen ostkirchlichen. Daneben kann man von einem Kanon der klassischen Texte sprechen und dann auch fragen, wie es zum ersten , klassischen Text' kam.' So haben im Judentum zunachst die Funf Bucher Mose - die Tora - einen klassischen Wert: das heisst, man beginnt, von einer bestimmten Zeit an sich auf sie zu berufen, und um diesen Kern herum wachst dann die ganze Bibel. Dass dies schliesslich alles zusammen einen Kanon bildet, dazu braucht es nicht unbedingt eine Synode. So hat es mit grosser Wahrscheinlichkeit nie eine, Synode von Jabne (Jamnia)' gegeben", sondern man hat sich zu dieser Zeit (gegen Ende des 1. lh. n. Chr.) wohl im Anschluss an eine bestimmte Schule, die dafur Argumente gefunden hatte, im Judentum auf den Kanon geeinigt. Bronkhorst Ahnliches gilt wahrscheinlich auch fur den Buddhismus. Vgl. dazu auch den Gesprachsbeitrag von G. Vanoni, in: A. Bsteh (Hrsg.), Der Hinduismus als Anfrage an christliche Theologie und Philosophie (Studien zur Religionstheologie; 3), Modling 1997,79. 10 Vgl. G. Stemberger, Jabne und der Kanon, in: Jahrbuch fur Biblische Theologie 3 (1988) 163-174 250

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