Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 21
________________ die Buddhisten und der Buddha helfen, frühere Ansatzmöglichkeiten zu orten. Aufgrund der späteren Entwicklung sind auf diesem Wege bis zu einem bestimmten Grad und mit Vorsicht mögliche Erkenntnisse von Abgrenzungen extrapolierbar. Das dies ein gefährlicher Kurs ist, ist mir bewußt, ebenso, daß ihm philologische Grenzen gesetzt sind. Neben den Texten aus anderer Zeit wäre bei dem Bemühen, sich ein Bild zu machen von einer bestimmten Situation, an konkrete Materialien zu denken, wie vor allem an Inschriften, später auch an Darstellungen und Bilder. Bronkhorst Bei meiner Theoriebildung bin ich gerade von diesem Prinzip ausgegangen, daß auch spätere Texte, wenn nichts Alteres zur Verfügung steht, manchmal helfen können, um über frühere Zeiten Auskunft zu erhalten. Gerade in den späteren Texten finden sich Vorstellungen und Praktiken, die meine Thesen viel mehr zu stützen scheinen als z. B. die Ethisierung des karmans. Klinger Interessieren sich Buddhisten eigentlich für den Buddha? die PsychologiBronkhorst Zunächst ist festzuhalten, daß die Bud- sierung des dhisten bis heute größtes Interesse an der Lehre des karmans und Buddha haben. Seit jeher war man mit großer Sorgfalt die Lehre des darum bemüht, Kriterien herauszuarbeiten, um klar. Buddha' zustellen, was echtes Buddha-Wort ist und was nicht. Haben doch vor allem die Mönche in dem, was der Buddha gepredigt hat, Weisungen gesehen für einen Weg, der zur Erlösung führt. Die buddhistische Gemeinde, insbesonders die Mönchsgemeinde, war demnach seit den Anfängen daran interessiert, genau zu wissen, was der Buddha gesagt hat, und suchte folglich auch auszuscheiden, was von ihrem Standpunkt aus nicht sicher als Buddha-Wort anerkannt werden konnte. Eine andere Frage ist die im vorangegangenen bereits angeschnitte Frage, ob und in welcher Weise der Buddha selbst verehrt wurde (vgl. oben 2016, 211-213). Es ist eine Frage, die gerade in den letzten Jahren unter den Buddhologen viel diskutiert wurde. Einige meinen, es gäbe keinen Grund, daran zu zweifeln, daß die frühen Buddhisten dem Buddha in irgendeiner Weise göttliche Verehrung entgegengebracht haben. Persönlich zögere ich zwar eher, dem zuzustimmen, kann allerdings im Moment keine zwingenden Gründe für diese Zurückhaltung anführen. Hat man längere Zeit hindurch die alten Texte als Indiz dafür genommen, was die frühen Buddhisten ganz allgemein gedacht und getan haben, so hat man es sich doch in mancher Hinsicht zu einfach gemacht, weil diese Texte für den engeren Kreis der Asketen, der,religiösen Virtuosen' (wie sie auch genannt wurden) bestimmt waren, die bestrebt waren, dem Beispiel des Buddha auf direkte Weise in ihrem Leben zu folgen. Was die anderen Buddhisten gedacht bzw. geglaubt haben, darüber sagen die Texte, so viel ich weiß, nicht allzu viel. Wenn also jemand behauptet, sie hätten den Buddha als Gott verehrt, so weiß ich nicht, wie ich das beurteilen soll. Bsteh A. Legt die These, die Herr Bronkhorst hinsichtlich der Konzentration der buddhistischen Lehre auf den Aspekt der Absicht' im Verständnis des karman vorgetragen hat, das aus bzw. entraltet und konkretisiert es, was im Referat über die Lehre des Buddha" von Herrn Vetter vorgetragen wurde? Wenn ich es recht verstanden habe, wäre ja mit dieser Konzentration auf die Absicht die Entdeckung einer Innendimension gemeint, wird das Entscheidende nicht so sehr in der physischen Natur' des karmans gesehen, in dem, was getan wird, als vielmehr in seiner .psychischen' bzw. psychologischen' Natur. Vetter Geht man überhaupt von Texten aus, dann ist das sozusagen eine Frage der Assoziation, die sich da von der jeweiligen Stelle her bildet. Der Buddha ist in jedem Falle so wichtig, daß man von vornherein mit verschiedenen Zugängen wird rechnen müssen, die auch zu verschiedenen Ansichten führen können. Ver 230 231

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