Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 17
________________ 1Arbeitskreis 21 zum Begegnungs- teld von Buddhis- mus und anderen indischen Traditionen bewegungslose Askese Deninger-Polzer Abgesehen davon, daß es, wie auch hier immer wieder betont wurde, den Buddhismus nicht gibt, scheint es mir nicht zulässig, irgendeiner Richtung des Buddhismus einen Bezug zum Tran- szendenten oder Numinosen ganz abzusprechen, m. a. W. den Buddhismus gänzlich auf Rationalität, auf Philosophie oder Psychologie zu reduzieren. Dazu noch folgender Gedanke: Hat sich der Buddha dagegen gewehrt, die hinduistische Götterwelt als wichtig für seine Religion anzunehmen - ohne sie zu verwerfen-, so scheint mir diese Einstellung mit der des Plato vergleichbar, der, wenn er es ernst gemeint hat, nicht von Zeus und Hera und all den anderen Göttern gesprochen hat, sondern entweder vom DELOV Th, vom Göttlichen im Menschen oder einen unbelasteten, neuen Begriff verwendet, indem er vom auto TÓ đycalov, von der Idee des Guten an sich spricht was für ihn letztlich Transzendenz bedeutet. Grund dafür war vermutlich, daß die damalige Götterwelt für Plato einfach zu anthropomorph war, um dieser letzten Instanz, die er suchte, einem letzten Nichthinterfragbaren gerecht werden zu können. Ob nicht dem Buddha in ähnlicher Weise die ganze Götterwelt, die sich ja letztendlich auch dem Kreislauf der Wiedergeburten unterworfen zeigte, nicht ausreichte, um in sei nem Sinne eine letzte Transzendenz zu begründen, und im nirvana - mit aller Vorsicht -am ehesten etwas Vergleichbares zu Platos Idee vom αυτό το αγαθόν gesehen werden kann, von einer letzten, nicht mehr hinterfragbaren Transzendenz? Bsteh P. Vom Titel des Referates her blieb für mich offen, auf welche hinduistische Traditionen bezogen Parallelen bzw. Unterschiedlichkeiten zum Buddhismus näherhin ins Auge zu fassen waren. Ich hatte gerne noch Genaueres über das Verhältnis des Buddhismus zum Jinismus erfahren. Bronkhorst Als Antwort auf das Problem von Wiedergeburt und karman habe ich zunächst auf die Immobilisierung als einen Komplex von Ideen hingewiesen, der mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig schien. Die bewegungslose Askese, die gerade im Jinismus geübt wurde, findet sich in den alten Schriften der Jainas, die zwar schwierig zu datieren sind, ausführlich besprochen. Wir wissen, daß sich der Buddha mit den Jainas befaßt hat und darüber verwundert war, sie bewegungslos anzutreffen. Sie glauben, daß das Leiden durch Sünden in früheren Leben verursacht würde, und wenn er sie in dieser schrecklichen Weise leiden sieht, scheinen sie in ihren vorangegangenen Leben große Sünder gewesen zu sein, wie in den buddhistischen Texten in ironischer Weise bemerkt wird. Inhaltlich wird diese Praxis bewegungsloser Askese in den alten Texten des Jinismus bestätigt. Dieser Ideenkomplex, der im übrigen auch in (späteren) hinduistischen Texten bezeugt wird, war lange Zeit hindurch in der Praxis anzutreffen und hat sich da und dort möglicherweise bis in unsere Zeit gehalten. Eine andere Frage, die für die Abgrenzung des Buddhismus gegenüber den anderen indischen Traditionen, insbesondere gegenüber dem linismus eine wichtige Rolle spielt und die ich auch in meinem Referat behandelt habe, ist die der Entdeckung des Selbstes, das nicht aktiv ist. Das findet sich natürlich am besten in der vedischen Literatur, insbesondere in den Upanişaden, bekundet. Und es gibt Forscher, die längere Zeit hindurch versucht haben, alles, was später in die Entdeckung des Selbstes 222 223

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