Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst

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Page 15
________________ ihr Leben radikal auf die Verwirklichung dieser Verhaltensweisen ausrichten. Ähnlich kann man den Begriff Bekehrung mit dem Terminus vinaya in Zusammenhang bringen, wenn darunter nicht das Textkorpus der Ordensdisziplin verstanden wird, sondern - im Sinne des zugrunde liegenden Verbums vieni, das oft mit bekehren' wiedergegeben wird, aber eigentlich, wegführen, domestizieren, erziehen' bedeutet - davon die Rede ist, daß der Buddha Personen gewissermaßen in eine andere Richtung führen will. Zum Begriff der Divinisierung kann man noch den Gedanken hinzufügen, daß man ihn erst dann sinnvoll gebraucht, wenn der Buddha in Analogie zu den großen hinduistischen Göttern Vişnu usw. zu einer Gestalt entwickelt wird, die diesen nicht nur ähnlich, sondern gar noch überlegen ist. nur ein anderer Weg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten? Schmithausen Zumindest aus dem indischen Buddhismus ist mir nichts Derartiges bekannt. Anderseits kann auch der Buddhismus nicht an der Tatsache vorbei, daß die Menschen (bzw. die Lebewesen) schon mit unheilsamen Dispositionen geboren werden. Es wird dies aber nicht auf einen Sündenfall' im Sinne eines in der Weise eines geschichtlichen Ereignisses geschilderten Verstoßes gegen Gottes Gebot zurückgeführt, der dann wieder nur durch einen Gnadenakt Gottes geheilt werden kann. Die unheilsamen Dispositionen werden im Buddhismus vielmehr im allgemeinen nicht auf ihren zeitlichen Ursprung hin befragt bzw. ein solcher zeitlicher Ursprung durch die Annahme der Anfanglosigkeit des samsára abgewiesen. Gewiß. in dem bereits erwähnten Agganna-Sutta (DN III: 84 ff; vgl. oben S. 182 f.) wird ein zeitlicher Anfang der Übel in der Welt mit dem Aufkommen von Gier erklärt, doch geht es auch hier letztlich nur darum, die unheilvollen Auswirkungen der Gier aufzuzeigen und die Hörer anzuspornen, sich von ihr zu befreien. Nach Auffassung zumindest des älteren Buddhismus im Unterschied etwa zum Amida-Buddhismus) ist man dabei entscheidend auf die eigene Anstrengung angewiesen (vgl. Dhp 162: Man ist ja doch selbst sein eigener Helfer; wer anders sollte einem denn helfen?"). Abstandnehmen von schlechten Taten ist im Buddhismus Voraussetzung nicht nur für günstige Wiedergeburt, sondern auch für ein erfolgreiches Beschreiten des Erlösungsweges. Das bedeutet allerdings nicht, daß jemand, der vorher schlechtes karman angesammelt hatte, zwangsläufig dadurch von der Erlösung ausgeschlossen wäre. Selbst der vielfache Mörder Angulimala wird, nach seiner Bekehrung durch den Buddha, zum Arhat. An einer Stelle im Kanon (AN III: 435 f; vgl. AN-a III: 413) findet sich jedoch der Begriff des Tat-Hemmnisses' (kammavarana), das heißt, besonders schlimmer Taten wie Elternmord als Hindernis für die erlösende Einsicht. Ferner verhindert in früherem Mitterhöfer Im Verhältnis von Buddhismus und Hinduismus spielt die karman- und Wiedergeburtslehre bzw. der Versuch, diesem Kreislauf zu entkommen, eine wichtige Rolle. Hebt sich der Buddhismus nur insofern von den hinduistischen Traditionen ab, als er einen anderen Weg der Befreiung daraus aufzeigt und weist? Und haben die erwähnten Anschauungen von karman und Wiedergeburt etwas mit dem christlichen Begriff von einer Ursünde' zu tun? Nihom Im früheren Sivaismus gibt es so etwas wie eine, Ursünde' in der Weise des angeborenen anavamala, das eine Befleckung meint, eine Beschmutzung die angeboren ist und die nur von dem Gott, d. h. von Siva weggenommen werden kann. Es ist für mich fraglich, ob es im Buddhismus eine vergleichbare Anschauung gibt. und die Frage einer, Ursünde Vgl. dazu die Ausführungen von G. Oberhammer, in: A. Bsteh (Hrsg.). Der Hinduismus als Anfrage an christliche Theologie und Philosophie (Studien zur Religionstheologie; 3), Mód. ling 1997, 2481 218 219

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