Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context
Author(s): Johannes Bronkhorst
Publisher: Johannes Bronkhorst
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in früher Ikonographie nur symbolische Darstellungen
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und Reliquienverehrung
Vorstellung hingegen vom Buddha als einem in para-Divinisierung' diesischer Herrlichkeit lebenden überweltlichen Wesen findet sich im alten Kanon noch nicht. Maithrimurthi Im Päli-Kanon findet sich viel Material über die Verehrung, die dem Buddha'von seiten seiner Schüler zuteil geworden ist und die sie dazu veranlaßt hat, ihn im Zeichen ihrer Liebe und ihrer tiefen Hingabe als einen, Übermenschen' zu sehen. Man kann darin vielleicht erste Ansätze dafür sehen, dem Buddha übermenschliche Eigenschaften zuzuschreiben. Die Behauptung freilich, er würde im Päli-Kanon in,göttlicher Weise dargestellt, ist noch einmal etwas anderes und geht darüber hinaus. Deninger-Polzer Man kann auch über die Entwicklung von der ikonoklastischen zur ikonoplastischen Kunst im Buddhismus verfolgen, daß die Vorstellung von einer Divinisierung des Buddha bereits zu Leb- die Frage nach zeiten so nicht stimmt. Denkt man etwa an die Dar-der Historizität stellungen am großen Stupa von Säñchi oder an die und ihre erhaltenen Reste von Amaravati, sieht man, daß der Relevanz für Buddha zunächst nie figürlich dargestellt wurde. Viel-den Glauben mehr ging es darum, die großen Vorkommnisse seines Lebens (die drei Wunder" nach buddhistischer Terminologie) in Symbolen und nur in Symbolen darzustellen: seine Erleuchtung im Symbol des bodhi-Baumes, das In-Bewegung-Setzen des Rades der Lehre durch das Rad, den Tod (parinirvana) durch den Stúpa. Niemals aber wird der Buddha in Person, in menschlicher Gestalt dargestellt; allenfalls die Fußspur, die Rahula verehrt.
Schmithausen Auch nach meiner Auffassung spricht diese Art von bildlichen Darstellungen (deren älteste, in Sanchi, übrigens nicht vor die zweite Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts zurückreichen) nicht für eine frühe Divinisierung des Buddha, sondern ist wohl eher Ausdruck der Überzeugung, daß sich seine Einzigartigkeit, das, was den Buddha zum Buddha macht, nur symbolisch darstellen lasse.
Eine, Vergöttlichung des Buddha dürfte sich vor allem bei den Laienanhängern angebahnt haben bzw. dürfte im Hinblick auf ihre Bedürfnisse entwickelt worden sein. Ob man in der Verehrung der Reliquien des Buddha, die der Überlieferung zufolge schon bald nach seinem Tod eingesetzt haben soll, bereits den Ansatz für eine Divinisierung sehen darf, sei dahingestellt. Deninger-Polzer Aus der christlichen Tradition wissen wir um eine Reliquienverehrung, ohne daß damit die Heiligen, um deren Reliquien es dabei ging, divinisiert worden wären. So ist bekannt, daß Johannes vom Kreuz einen Finger der Teresa von Avila als Reliquie aufbewahrt hat, ohne die Genannte auf diese Weise divinisieren zu wollen. Der Streit um die Reliquien des Buddha müßte also nicht unbedingt in die Richtung einer Divinisierung führen.
Heller Eine Bemerkung noch zur Aussage des Referates (vgl. oben S. 204], die Wissenschaftler würden, was die Frage nach dem historischen Jesus betrifft, in der Entwicklung des Buddhismus gewisse Ähnlichkeiten feststellen zur Entwicklung im Christentum und dies würde nicht unbedingt von großem Belang sein für die Gläubigen. Christlicher Glaube hat demgegenüber, wie ich meine, ein existentielles Interesse an dieser Frage. Und unter diesem Gesichtspunkt wäre es interessant zu wissen, ob sich der wissenschaftlich geschulte Gläubige im Buddhismus an dem Ideal ausrichtet, das ihm im,authentischen Buddhawort' begegnet, wie es von der historisch-kritischen Forschung herausgearbeitet wird, oder ob er seinen Glauben auf das im Pali-Kanon Überlieferte abstützt, auch wenn ihm die Wissenschaft vor Augen führt, daß dahinter eine jahrhundertelange Entwicklung steht. Maithrimurthi Ich konnte bisher nichts entdecken, was von der modernen Forschung her- sei es in der Methodenfrage, sei es in inhaltlicher Hinsicht - sich letztendlich in Widerspruch befände zu den Auffassungen traditioneller Buddhisten, auch wenn ihnen