Book Title: Zur Genese Des Buddhismus In Seinem Geschichtlichen Context Author(s): Johannes Bronkhorst Publisher: Johannes Bronkhorst View full book textPage 9
________________ Vorschlag gemacht, daß viele dieser Verse ursprünglich nicht ausschließlich buddhistischen Wanderasketen zuzuweisen sind." Muß man also bei der Suche nach der Lehre des Buddha von den Verssammlungen ausgehen oder nicht? Unsere methodischen Überlegungen haben wohl deutlich gemacht, daß man Teile des buddhistischen Kanons, die dem Jinismus und anderen alten Religionen nahestehen, am besten mit Mißtrauen ansehen kann. Man kommt auch hier wieder auf die alte Frage zurück: Falls die Lehre des Buddha der des Jinismus (oder einer anderen Religion) ähnlich war, wer hat dann die angeblich späteren, typisch buddhistischen' Elemente in den Buddhismus hineingebracht? Das Vorhandensein jinistischer Elemente hingegen läßt sich ganz einfach durch jinistischen Einfluß oder durch Entlehnung aus dem Jinismus erklären. Der Umstand, daß schon sehr alte Verse jinistischen Einfluß verraten, beweist nur, daß dieser Prozeß praktisch von Anfang an im Buddhismus eine Rolle gespielt hat. Diesen Überlegungen ist noch hinzuzufügen, daß- wie Tilmann Vetter betont die wichtigste Aufgabe dieser Verssammlungen darin zu bestehen scheint, den Leser an zentrale Begriffe der Lehre und Praxis zu erinnern, so daß man in ihnen grundsätzlich keine Details und Aufzählungen erwarten darf. Wenn also zum Beispiel die vier dhyānas hier nicht erwähnt werden, darf man daraus alleine nicht schließen, daß sie in der ältesten Überlieferung abwesend waren. Ayáranga, Süyagada, Uttarajjhäyä, Dasaveyäliya and Isibhäsiyaim (Studien zur Indologie und Iranistik: Monographien; 71, Reinbek 1980) hat mehrere Parallelen zwischen Suttanipäta und alten Texten des jinistischen Kanons ans Licht gebracht. So J. W. de Jong A Brief History of Buddhist Studies in Europe and America, Tokyo 1997, 971. "T. Vetter, Das Erwachen des Buddha, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens 40 (1996) 45-85, hier: 63. 206 Anfragen und Gesprächsbeiträge [Arbeitskreis 1] Ähnliches in anderen Traditionen - Kriterium Khoury Eines der Kriterien, die geeignet sind, die Echtheit oder Unechtheit von Texten erkennen zu lassen, ist nach Ansicht von Herrn Bronkhorst der Umder Unechtheit? stand, daß sich Ähnliches bzw. Paralleles in anderen Traditionen-hier, was den Buddhismus anbelangt, im Jinismus findet oder nicht. Ist dies der Fall, so die methodische Annahme, würde es sich nicht um ursprüngliche Inhalte der betreffenden Tradition handeln. Müßte man aber dann nicht auch das Umgekehrte annehmen? Wären unter dieser Annahme nicht im konkreten Fall auch jene jinistischen Texte als unecht anzusehen, für die es Parallelen in der buddhistischen Überlieferung gibt? Was jedoch offensichtlich in einen Argumentationszirkel führen würde. Schmithausen Dies trifft zweifellos zu, wenn keine zusätzlichen Kriterien vorliegen. Herr Bronkhorst sieht ein zusätzliches Kriterium dieser Art aber in solchen Fällen als gegeben an, wo es zwei verschiedene Positionen innerhalb des buddhistischen Kanons gibt und eine davon mit Nichtbuddhistischem, näherhin mit jinistischen Aussagen koinzidiert. Damit wäre eine etwas schärfere Eingrenzung gegeben, die allerdings nur dann aus dem von Herrn Khoury aufgezeigten Zir. kel hinausführt, wenn zugleich vorausgesetzt wird, daß die Texte der Jinisten nur diese eine Position enthalten. Daraus würde Herr Bronkhorst folgern, daß dies wahrscheinlich nicht die echte Position der Buddhisten ist, weil sie auch von den Jinisten vertreten wird und dort als einzige. Khoury Ist nicht in der Religionsgeschichte damit zu rechnen, daß es auch wechselseitige Beziehungen gibt, Interaktionen von einer Religion zur anderen, insbesondere im Falle ihrer mehr oder weniger synchronen Entstehung und Entwicklung? Warum sollte also unter Beziehungen zwischen den Religionen 207Page Navigation
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