Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 3
________________ gen, bei der Annahme einer Abhängigkeit vorsichtig zu sein und sich die Frage vorzulegen, ob die betreffende Lehre für den betreffenden Autor wirklich so charakteristisch ist, daß wir ihn als Quelle ansehen dürfen. Unter diesen Umständen scheint es mir also gerechtfertigt, die Frage nach der Bedeutung Candramati's und nach seiner Stellung in der Geschichte des Vaiśeșika einer erneuten Prüfung zu unterziehen, um so mehr als seit der Arbeit Ui's längere Zeit verstrichen ist, in der die Erforschung der indischen Philosophie wesentliche Fortschritte gemacht hat, so daß wir heute manches klarer sehen und besser beurteilen können, als es damals möglich war. Als Anfang wollen wir den Aufbau der Werke Candramati's und Prasastapāda's betrachten. Ui glaubt nämlich schon darin eine Übereinstimmung der beiden Werke zu finden, und zwar aus folgendem Grund. Prasastapāda's Werk ist so gegliedert, daß er nach einer kurzen Aufzählung der Kategorien zuerst die gemeinsamen und dann die besonderen Eigenschaften der einzelnen Kategorien bespricht. Die gleiche Gliederung glaubt Ui bei Candramati zu finden. Denn auch sein Werk ist in zwei Teile geteilt, von denen der erste nach Ui die besonderen, der zweite die gemeinsamen Eigenschaften der Kategorien behandelt. Aber diese Übereinstimmung ist nur scheinbar. Zunächst sind die betreffenden Überschriften zu den beiden Teilen des Werkes Zutat des Ubersetzers und fehlen im chinesischen Text. Aber auch eine genauere Prüfung des Inhalts führt zu einem anderen Ergebnis. Die innere Logik der von Prasastapāda angewendeten Einteilung fordert nämlich, daß die Behandlung der gemeinsamen Eigenschaften an der Spitze steht, weil sie für mehrere Kategorien gilt und dann im einzelnen nicht wiederholt werden braucht. Dementsprechend hat Prasastapāda auch die Gliederung des Stoffes durchgeführt. Er bespricht zuerst die gemeinsamen Eigenschaften aller oder mehrerer Kategorien, dann die Kategorien im einzelnen, und auch hier erst die gemeinsamen Eigenschaften der Substanzen, dann ihre besonderen usw. Ganz anders Candramati. Er bespricht zuerst sämtliche Kategorien im einzelnen und behandelt dann eine Anzahl von Eigenschaften der Substanzen, der Eigenschaften usw. Und zwar tut er es in der Weise, daß er fragt: Welche Substanzen sind beweglich (kriyā vattvam) und welche nicht, welche besitzen Eigenschaften (guņa vattvam) und welche nicht, usw. usw. Auch die Reihenfolge der so aufgezählten Eigenschaften ist bei ihm anders als bei Praśastapāda. Prasastapāda stellt die Eigenschaften an die Spitze, welche allen Kategorien gemeinsam sind; dann folgen diejeni 67

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