Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 7
________________ dern sie ermöglicht uns auch, die Zeit beider ziemlich genau zu bestimmen. Was zunächst Prasastapāda betrifft, so ist bekannt, daß er in der Lehre von der Schlußfolgerung weitgehend mit den buddhistischen Logikern Vasubandhu und Dignaga übereinstimmt, und man hat meist angenommen, daß er von ihnen abhängt. Es ist aber auch die entgegengesetzte Ansicht vertreten worden und die Frage ist heute noch offen. Es ist nun hier nicht der Platz, auf alle Einzelheiten dieser umstrittenen Frage einzugehen ). Meiner Ansicht nach sind aber schon folgende allgemeine Erwägungen entscheidend. Bei Vasubandhu und Dignaga ist die Lehre von den drei Formen des Grundes (trirupam lingam) und von den darauf beruhenden drei Arten von Scheingründen breit ausgeführt und bildet das Kernstück ihrer Schlußlehre. Sie haben damit mächtig gewirkt. Eine ganze Schule schließt sich an sie an. Von fremden Schulen ist ihre Lehre teils übernommen, teils leidenschaftlich bekämpft worden. Nie aber hat man die Bedeutung dieser Männer als großer Logiker bestritten. Ganz anders bei Prasastapāda. Von ihm sehen wir keine weitere Wirkung ausgehen. Wohl wird seine Lehre, wie es nicht anders möglich war, von den Kommentatoren seines Werkes behandelt. Das ist aber alles. Im übrigen wird sie weder erwähnt noch bekämpft. Wo die Vaisesika-Lehre vom Schluß erwähnt und berücksichtigt wird, ist es die altertümliche Lehre der Sütren, nicht die Lehre Praśastapāda's. Ich verweise als Beispiel nur auf die großen NyāyaAutoren Vācaspatimiśra und Jayantabhaṭṭa 9). Unter diesen Umständen der gesamten Überlieferung zum Trotz die Lehre von den drei Formen des Grundes den berühmten Logikern Vasubandhu und Dignāga abzusprechen und sie dem als Logiker ganz obskuren Prasastapāda zuzuschreiben, ist ein Unterfangen, das man sich wohl überlegen sollte, und das nur gerechtfertigt ist, wenn man zwingende Gründe dafür anzuführen weiß. 8) Nur eine Einzelheit sei beiläufig berichtigt: Aus den Worten Prasastapāda's Kasyapo 'bravit (S. 200, 22) zu folgern, daß er für seine Schlußlehre innerhalb des Vaiśeşika Vorgänger hatte, ist vollkommen verfehlt. Wie seine eigenen Erklärungen zeigen (S. 204, 26), will er damit nur die Dreiteilung der Scheingründe auf das Sūtra III, 1, 15 zurückführen (so richtig B. Faddegon, The VaiçesikaSystem, Amsterdam 1918, S. 303). Auch sonst zeigen seine Ausführungen, daß er nur die Erkenntnislehre der Sütren kennt, und zwar in der Form, in der sie uns vorliegt. 9) Tātparyaṭīkā (Kashi Sanskrit Series), S. 164, 13 ff.; Nyayamañjarī (Vizianagram Sanskrit Series), S. 117, 4. 71

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